Berliner Wasserrat, 12. Mai 2022

[Prot. Ulrike Kölver; 25.5.22]

Thema: Tesla–Gigafacory, Elektromobilität und Klimawandel

              Auf der Suche nach einer adäquaten Mobilitätswende

Referenten:

Dr. Heidemarie Schröder (Wassertafel Berlin-Brandenburg):

Falsches Produkt am falschen Standort

Wolfgang Lohbeck (Diplomingenieur, langjähriger Verkehrsexperte von „Greenpeace“)

Elektromobilität allein löst keine Probleme

Moderation: Karl Goebler (Berliner Wasserrat / Berliner Wassertisch)

1.Vortrag Heidemarie Schröder:

Als Sprecherin der „Bürgerinitiative Tesla / Grünheide“ führt die Referentin einleitend die Gründe auf, die gegen die Produktion von Elektro-Fahrzeugen wie auch gegen den Bau einer „Gigafactory“ für Batterien solcher Fahrzeuge am Standort Grünheide sprechen. Der US-Konzern Tesla hatte hier mitten in einem Trinkwasserschutzgebiet, auf der Grundlage von Zulassungen zum vorzeitigen Baubeginn die Fabrik bis zu ihrem Probebetrieb fertiggestellt, die Umwidmung eines als „Lagerhalle“ genehmigten Baus in eine Batteriefabrik ist in vollem Gange. Diese Anlagen mit u.a. ihrem riesigen Wasserbedarf sind eine enorme Gefährdung in dieser ohnehin sehr wasserarmen Region. Durch die Lage unmittelbar am Rand von Berlin ist davon auch die Berliner Wasserversorgung betroffen.

Der Vortrag stellte dann im Weiteren vor allem die Abwehrmaßnahmen dar, mit denen die Bevölkerung inzwischen dort gegen diese in der Tat gigantischen Eingriffe in natürliche Ressourcen, in die Landschaft und in die lokale Siedlungs- und Sozialstruktur kämpft. Denn die zuständigen Regierungs- und Verwaltungsinstanzen des Landes Brandenburg kommen den Wünschen des Konzerns bereitwilligst entgegen. Inzwischen haben sich in diesem Kampf Brandenburger mit Berliner Bürgerinitiativen zum Bündnis „Wassertafel Berlin-Brandenburg“ zusammengeschlossen.

(Zum Thema s. Kurzzusammenfassung der Referentin: Anhang 1).

  1. Vortrag Wolfgang Lohbeck:

Der Referent erläutert allgemein-gültig (d.h. hier, standort-unabhängig) unter technischen Gesichtspunkten, warum die Umstellung auf Elektrofahrzeuge, sog. „E-Mobilität“, nicht zu der Klima-„Rettung“ führen können, die Wirtschaft und Politik, z, T. auch Umweltverbände derzeit versprechen. Denn u.a. führt die Produktion zu Schadstoff-Emissionen, die weit höher liegen als der Betrieb der Fahrzeuge sie einspart. Ebenso verschlingt die Produktion solche Mengen an Energie, Wasser, diversen Rohstoffen, dass für die Umweltbilanz die Produktion eigentlich nicht lohnt. Dabei noch nicht einmal die riesigen Infrastruktur-Änderungsprogramme, die für eine solche Umstellung nötig sind, hinlänglich berücksichtigt.

Bei Umstellung der bisherigen Verkehrsmaschinerie auf Elektro-Antrieb handelt es sich lediglich um Ersatz einer fossilen Energiequelle durch andere fossile Energien.

Das könnte sich durch weitere Forschung und Entwicklung natürlich in Zukunft noch ändern.

In der heutigen Lage aber ist das, was unmittelbar für die angestrebten Klima- und Umwelt-Ziele sofort umsetzbar ist und getan werden muss, erst einmal:  Reduktion: kleinere Fahrzeuge, Sammelfahrzeuge (Öffentliche Verkehrsmittelmittel / ÖPNV) etc.

Zu Zahlen, genauerer Darstellung, Einzelheiten, s. Text des Referenten (Anhang 2).

  1. Diskussion:

Das Publikum war überwiegend mit dem Problembereich Tesla / Grünheide vertraut, auch unmittelbare Aktivisten anwesend. Daher ging es in der Diskussion zu Vortrag 1 (Schröder) vor allem um Fragen über das bisherige und das weitere Vorgehen.

Zu Vortrag 2 (Lohbeck) gab es ergänzende Beiträge in Bezug auf technische Sachverhalte (z.B. Rohstoffverbrauch), Vorschläge zu Mobilitätskonzepten mit stark reduzierter Abhängigkeit von Verkehrsmaschinerie (Kurzwege in kleinteiligen Ortstrukturen), zur Definition sog. „Nachhaltigkeit“, die z. Zt. auch von Großkonzernen usurpiert wird. In der Kritik am schwammigen Begriff „Nachhaltigkeit“ überhaupt ging das Publikum mit den Referenten und untereinander wohl konform.

Entsprechend auch in den negativen Forderungen (gegen Standort Grünheide, gegen Tesla insgesamt, gegen Elektromobilität) und in den positiven Forderungen (Bewahrung von Natur- / Wasserschutz-Gebieten, echte Verkehrswende: ÖPNV, dezentrale, kleinteilige Strukturen für kurze Wege).