Der Berliner Wasserrat kümmert sich seit seiner Gründung im Jahre 2013 darum, dass es dem Berliner Wasser besser geht. Nach der erreichten Rekommunalisierung der zuvor teilprivatisierten Berliner Wasserbetriebe bemüht er sich darum, dass das Geld, dass mit dem Berliner Wasser verdient wird, diesem zumindest zum Teil wieder zugute kommt und nicht nur in den Senatshaushalt und in Vorstandsgehälter fliesst. Wichtige Themen des Berliner Wasserrats sind die Nutzung von Regenwasser und die Bewässerung von Stadtgrün. Am 06.09.2022 fand im Berliner Haus der Demokratie und Menschenrechte zu diesem Thema eine Konferenz mit dem Titel „Regen zum Baum!“ statt, an der neben engagierten Bürgern auch Vertreter aus Politik, Behörden, Verwaltung und Wissenschaft teilnahmen.
REGEN-ZU-BAUM- KONFERENZ: BERLINER WASSERRAT FORDERT UMSETZUNG EINER DEZENTRALEN REGENWASSERBEWIRTSCHAFTUNG IN DEN STADTQUARTIEREN
Pressemitteilung Berliner Wassertisch, Berlin 14.09.2022
Eine Film-Aufzeichnung der Veranstaltung finden Sie auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=oMDugcCRhJ0
Am 6. September fand im Haus der Demokratie und Menschenrechte unter dem Titel »Regen zum Baum!« eine Konferenz des BERLINER WASSERRATES zur Umsetzung der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung in Berlins Bestandsquartieren statt. An ihr nahmen über 90 Personen teil. Unter ihnen befanden sich Zuständige aus den Bezirksämtern, Vertreter der Berliner Wasserbetriebe, von Wohnungsgesellschaften, Initiativen, Mieter-, Quartiers- und Nachbarschaftsräten, von den 4 Fraktionen des Berliner Abgeordnetenhauses sowie aus der Senatsverwaltung und den Bezirksverordnetenversammlungen. Ein Mitarbeiter des Stadtplanungsamtes Stuttgart, eine Wissenschaftlerin der Hochschule Mülheim/Ruhr, sowie eine Journalistin aus Kaiserslautern nahmen ebenfalls teil. Moderiert wurde die Veranstaltung von Philipp Sattler (Ing.-Landschaftsarchitekt, Stiftung ‚Die grüne Stadt‘) der die ganze Bandbreite der im Publikum vertretenen Kompetenzen für die Diskussion fruchtbar werden liess.
Agrarökonom Dr. Hermann Wollner erläuterte in einem Vortrag sein Konzept einer dezentralen Regenwasserbewirtschaftung. Das Konzept sieht vor, das Regenwasser von den Dächern der Häuser direkt den Bäumen vor und hinter den Häusern zuzuleiten. Die finanziellen Mittel dafür seien vorhanden, so Wollner, sie seien nur falsch verteilt. In präzisen Analysen, die auf den von den Umweltämtern herausgegebenen statistischen Daten beruhten, lieferte Dr. Wollner zahlreiche quantitative Belege dafür, dass sich sein Konzept ‚rechnet‘, sogar wirtschaftlich vorteilhafter ist als die bisher verwendeten oder geplanten Verfahrensweisen. „Bäume mit der Gießkanne bewässern, spart kein Wasser, sondern erhöht nur die Wasserrechnung der Bürger. Bäume mit dem Sprengwagen bewässern, die aus der Trinkwasserleitung befüllt werden, senkt den Grundwasserspiegel. Was wir demgegenüber brauchen, ist eine professionelle, dezentrale Regenwasserbewirtschaftung, bei der das Regenwasser direkt zu den Bäumen geleitet wird.“ Wichtig: Nach Auffassung von Dr. Wollner darf das Regenwasser nicht nur als „Abwasser“ oder Niederschlag in die Gesetze eingehen, sondern muss als Ressource aufgenommen werden, damit das Konzept umgesetzt werden kann.
Dr. Benedikt Lux, Jurist und umwelt- und haushaltspolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus war ebenfalls als Referent geladen und beleuchtete spezielle juristische und politische Aspekte, wie die Novellierungsvorschläge im Berliner Wassergesetz und der Bauordnung Berlin sowie die Synchronisation von „Masterplan Wasser“ und „Charta Stadtgrün“, von Schwammstadt und Entsiegelung. Seine Darlegungen waren im Kern kompatibel mit den Analysen und Vorstellungen von Dr. Wollner. Insbesondere sah Dr. Lux ebenfalls die rechtliche Möglichkeit, das Regenwasser als Ressource ins Gesetz aufzunehmen.
Am Schluss der Veranstaltung legte Karl Goebler, Ökonom und Mitbegründer des Berliner Wasserrats, in seinem Kurzvortrag dar, dass und inwiefern die Mitwirkung von Bürgerräten an politischen Entscheidungsprozessen nicht nur eine bessere Legitimationsbasis schafft, sondern, richtig eingesetzt, auch eine höhere sachliche Qualität von Entscheidungen erwarten lässt. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass solchen Gremien bestimmte Rechte zuerkannt würden. Der Wasserrat sei von seiner Geschichte und seiner thematischen Ausrichtung her besonders geeignet, um neue Formen der Beteiligung und des Austauschs auszuprobieren. „Die Veranstaltung des Berliner Wasserrats hat bewiesen, dass der direkte, persönliche Austausch zwischen aktiven Bürgerinnen und Bürgern sowie Politikern und Verwaltungsfachleuten wertvolle Erkenntnisse und Anregungen für alle Beteiligten erbringen kann. Der Wasserrat muss allerdings, um seine Potentiale dauerhaft und in vollem Umfang entfalten zu können, von Seiten der Politik mit bestimmten Rechten ausgestattet werden, u.a. mit speziellen Informations- und Antragsrechten.“
Gerlinde Schermer, M.d.A.a.D. und Mitbegründerin des Berliner Wassertischs, zog folgendes Fazit: „Die große Beteiligung an der Veranstaltung des Berliner Wasserrats zeigt, dass viele BerlinerInnen, einschließlich Berliner Politiker, Verwaltungsfachleute und anderer Akteure ernsthaft nach Lösungswegen suchen, um die seit Jahren andauernde schlechte Lebenssituation der Berliner Bäume zu verbessern. Alle wissen: Die Bäume verschaffen ihnen nicht nur den nötigen Sauerstoff, sondern erhalten auch die Biodiversität und die ästhetische Qualität Berlins.“
Der BERLINER WASSERTISCH schlägt den Abgeordneten des Berliner Abgeordnetenhaus vor, eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der aktiven Berliner Bürgerschaft und den Akteuren der Siedlungswasserwirtschaft zu bilden, welche die ausschließliche Aufgabe erhält, praktische Vorschläge u.a. zur Novellierung von Wassergesetz, Bauordnung und Abwassersatzung (inkl. Prämien- und Gebührengrundlagen) zu erarbeiten.