„Extrem“sommer 2022 ?

Neben den Hitzerekorden, die das Thermometer in allen Monaten des gerade vergangenen Sommers oft bis an die 40° C – Marke trieben, war dieser Sommer auch der trockenste  innerhalb der letzten 500 Jahre. Da es schon in den Jahren 2018 und 2019 viel zu wenig geregnet hatte, hatte sich das Wasserdefizit in den Grundwasserspeichern bereits zu Jahresbeginn auf die Niederschlagsmenge eines ganzen Jahres akkumuliert. Dass diese Entwicklung sich bereits seit Langem anbahnt, zeigt ein Artikel der Berliner Morgenpost mit der Überschrift „Spree fliesst rückwärts“ vom 23.08.2003: 

https://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article102408313/Die-Spree-fliesst-rueckwaerts.htm

Martin Pusch vom Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei warnte darin vor einem Mengenproblem für das Berliner Trinkwasser. Der Zufluss in den Müggelsee, einem wichtigen Wasserreservoir der Stadt, lag zu diesem Zeitpunkt bei nur gut einem Fünftel der üblichen Menge. „Das gesamte Wasser, das im Augenblick nach Berlin strömt, wird auch gebraucht. Das heißt, es sind keine Reserven da“ wurde der Wissenschaftler zitiert. 

Die Frage, ob sich die Trinkwasserqualität durch den Wassermangel verschlechtere, verneinte der Sprecher der Berliner Wasserbetriebe Eike Krüger damals. Da das Spreewasser etwa 50 Tage brauche, bis es das Grundwasser erreiche und  auf dem Weg durch die Erdschichten bestimmte Inhaltsstoffe herausgefiltert würden, bestehe ein Qualitätsproblem nicht. Eike Krüger in der Berliner Morgenpost von 2003 wörtlich: „Problematisch könnte es werden, wenn der Trend der Trockenheit über viele Jahre anhalte, doch das sei sehr unwahrscheinlich.“

Blickt man  auf die seitdem vergangenen fast 20 Jahre zurück, erweist sich die Prognose Eike Krügers einer Unwahrscheinlichkeit einer über viele Jahre anhaltenden Trockenheit als falsch. Es bestehen also Gefahren für das Trinkwasser der Berliner sowohl in der Quantität, als auch in der Qualität. Das Abwasser, welches über die Erpe in die Spree fliesst, erreicht bei deren Rückwärtsfluss nämlich die Uferfiltrationsgalerien der Berliner Wasserbetriebe. Nach nur 50 Tagen (s.o.) trinken die Berliner dieses Wasser, in dem sich Rückstände von Pharmazeutika, Süssstoffen, Röntgenkontrastmitteln, Korrosionsschutzmitteln u.v.a.m. befinden, erneut. Nicht nur der Reinheit und des „guten Geschmacks“ unseres Leitungswassers wegen, sondern auch weil wir vermeiden wollen Flaschenwasser zu konsumieren, ist diese Entwicklung fatal.