Am 15.11.22 war die Wassertafel Berlin-Brandenburg unterwegs, um sich Vorbereitungen für eine Wassermehrförderung in Hohenbinde und den erneuten Kahlschlag Teslas in Freienbrink anzuschauen. Tesla, so hört man, will erweitern, und der Wasserverband Strausberg-Erkner muss das Wasser dafür liefern. Nach eigenen Angaben sieht sich der WSE „gezwungen“, seine Förderung im gesamten Gebiet von jetzt 10,7 Mio m3 p.a. auf 18,2 m3 zu erhöhen, um „eine an Einwohnern wachsende Region zu versorgen und gleichzeitig die wasserintensive Industrie wie die Autoproduktion von Tesla in Grünheide abzusichern“ (MOZ vom 08.11.22, link siehe unten). Die Wasserfassung Hohenbinder Strasse soll zur Deckung des Mehrbedarfs mit knapp 3 Mio m3 Mehrförderung p.a. beitragen.
Um diese Pläne global und lokal einzuordnen, muss man sich folgende Zusammenhänge vor Augen führen:
Globale Zusammenhänge: Wird Wald abgeholzt, verdunstet weniger Wasser, d.h. es wird der Atmosphäre vorenthalten. Enthält die Atmosphäre weniger Wasser, kann anderenorts kein Niederschlag fallen. Wird gleichzeitig mehr Grundwasser entnommen, als neu gebildet wird , beschleunigt beides, die geringeren Niederschläge (Grundwasserneubildung) und die erhöhte Entnahme den Teufelskreislauf, der das Süsswasserreservoir, das uns auf unserem Planeten zu Verfügung steht, immer rasanter schrumpfen lässt. Der fast zynische (wenn nicht erschreckend kurzsichtige) Kommentar des Landesumweltamtes gegenüber der Märkischen Oderzeitung dazu lautet: „Da auf dem jetzigen Tesla-Gelände kein Wald mehr für Verdunstung sorge, sondern Regenwasser von der versiegelten Fläche ins Grundwasser laufe, erhöhe sich die Grundwasserneubildung gegenüber dem Ausgangszustand sogar“
Lokale Zusammenhänge: Werden im Hohenbinder Brunnen künftig anstelle der bisherigen 2,190 Mio m3 p.a. 5,037 m3 p.a. entnommen, weitet sich dessen unterirdisches Einzugsgebiet aus. Wasser strömt damit sowohl von der mit Schadstoffen belasteten Spree als auch von der Autobahn und dem Tesla-Betriebsgelände nach. Man darf fragen, was es für die Qualität des bisher ausgezeichneten Hohenbinder Wassers künftig bedeutet, wenn es bei Tesla schon jetzt viermal gebrannt hat, wenn die Regenversickerung auf dem Gelände noch immer unkontrolliert und hochriskant abläuft, wenn in einem Aussenlager im schon jetzigen, nicht erweiterten, Wasserschutzgebiet hochgiftiges Pulver austreten konnte? Bisher gehen die primär am Hier und Heute interessierten Zuständigen davon aus, dass derartige Schadstoffaustritte sich wegen der langsamen Fliessgeschwindigkeit in Hohenbinde erst nach 10-15 Jahren bemerkbar machen und dass die „Pufferkräfte der Natur“ das Leck im Wasserhaushalt, das sie rücksichtslos reissen, schon wieder schliessen werden. Eine Verdopplung der Wasserentnahme in Hohenbinde führt jedoch nicht nur zu einer Vergrösserung des Einzugsgebietes, sondern auch zu einer Beschleunigung der Fliessrate. Die extreme Trockenheit und übergrosse Hitze der letzten Jahre lassen die „Pufferkräfte der Natur“ schwinden. Die durch rücksichtsloses Verhalten erzeugten Schäden werden sich somit so schnell einstellen, dass wir alle noch „etwas davon haben“ werden. Die Verantwortlichen in Politik und Behörden können sich also schon einmal Antworten zurecht legen, wenn wir sie dann um Stellungnahmen bitten werden.
Titelbild: Probebohrungen in Hohenbinde
Fotos unten: erneute 70 ha Entwaldung auf Teslagelände
Der gesamte Artikel der MOZ vom 08.11.2022 ist zu finden, wenn man folgenden link in seine Suchmaschine eingibt (kostenpflichtig):
https://www.moz.de/lokales/erkner/wasser-in-erkner-zwischen-tesla-gigafactory-und-der-stadt-erkner-soll-mehr-trinkwasser-gefoerdert-werden-67003571.htlm