Seitdem bekannt wurde, dass Elon Musk im Berliner Südosten eine Tesla-Gigafactory errichten wird, beherrscht ein Thema die Diskussion: das Wasser. Der ehemalige Standort des Logistikzentrums der Staatssicherheit der DDR befindet sich in einem Wasserschutzgebiet, die Region zählt zu den wasserärmsten Deutschlands und durch potentielle Industrieabwässer ist der nahe Müggelsee und damit das grösste Wasserreservoir Berlins in Gefahr. Die Wassertafel Berlin-Brandenburg schaute also von Anbeginn sehr genau darauf, was in Grünheide mit dem Wasser passiert.

Vor drei Monaten, also ein Jahr nach Produktionsbeginn, stellte Tesla den Antrag, seine Produktionskapazitäten verdoppeln zu dürfen, was vermehrten Trinkwasserverbrauch und erhöhten Anfall trinkwasserrelevanter Schadstoffe bedeutet. Die Wassertafel befürchtet, dass Teslas simultane Ankündigung, „weitgehendes“ Wasserrecycling einführen zu wollen, nicht mehr als eine Publicitystrategie ist. Die Suche Teslas nach bisher ungenutzten Trinkwasservorkommen (Hangelsberg), die Herabstufung des Gefährdungsgrades von Produktionsmitteln und der Ausschluss aller unabhängigen Beobachter (auch des Wasserverbandes Strausberg-Erkner) von Grundwasserkontrollen lässt alle Alarmglocken der Wassertafel schrillen.

Der Wassertafel liegen vier Jahrzehnte alte Unterlagen der Volkswagenwerke in Wolfsburg vor, die deren Kreislaufwirtschaft beschreiben. Wir erwarten, dass das jetzige Vorhaben Teslas die 40 Jahre alten Standards der Volkswagenwerke zumindest erreicht, wenn nicht übertrifft. Unsere Nachfrage beim Landesumweltamt zum angekündigten Wasserrecycling Teslas brachte nur den Verweis auf die noch ausstehende Öffentlichkeitsbeteiligung sowie hohe Kosten, die eine vorzeitige Einsicht in die Antragsunterlagen nach sich ziehen würde. Die Bauaktivitäten auf dem Teslagelände betrachtend befürchtet die Wassertafel, dass die Produktion hochgefahren sein wird, bevor die Öffentlichkeit erfährt, 1. wieviel mehr Trinkwasser Tesla (im Rahmen seiner genehmigten 1.8 Mio m3) benötigen wird, 2. welcher Anteil davon recycelt werden wird, 3. wie mit dem Mehr an anfallenden trinkwassergefährdenden Schadstoffen umgegangen werden wird, und 4. wo das zusätzlich anfallende Abwasser bleiben wird.      

Beitragsfoto: Erneuter Kahlschlag in Grünheide für Teslas zweite Ausbaustufe        


Ein Beispiel für die Probleme, die das überschnelle und primär auf juristische Unanfechtbarkeit bedachte Tesla-Genehmigungsverfahren des Umweltamtes mit sich gebracht hat, ist der Streit um eine Mehrförderung von Trinkwasser im Wasserwerk Eggersdorf. Naturschutzverbände sehen grosse Nachteile für benachbarte Naturschutzgebiete und durch die unterlassene Umweltverträglichkeitsprüfung einen Hebel, um zu klagen. Der Wasserverband Strausberg-Erkner, der letztlich schauen muss, wo er das benötigte Wasser herbekommt, verliess zum zweiten Mal einen Erörterungstermin (siehe Pressemitteilung vom 31.05.2023).

Hielt sich die Presse bisher extrem zurück, wenn es um die Nennung Teslas im Zusammenhang mit zunehmenden Wasserproblemen in Berlin-Brandenburg ging, ändert sich dies angesichts der unübersehbaren Faktenlage so langsam. Hier die Aussage von Daniela Jacobs, Direktorin des Hamburger Climate Service Center, bei einem  Interview mit dem Tagesspiegel am 07.06.2023 zur zunehmenden Dürre in Europa, in Deutschland und hier ganz besonders in Berlin und Brandenburg:

„Und wenn ich einen sehr großen industriellen Nutzer wie zum Beispiel Tesla in Brandenburg habe, der große Mengen auch aus dem Grundwasser herauszieht, braucht es ein sogenanntes Vorsorgeprinzip. Denn ab einem bestimmten kritischen Wert müssen manche Dinge einfach verboten werden.“ 

Derartige Aussagen wurden bisher im „Tagesspiegel“ nicht zitiert, weil nicht sein kann, was nicht sein darf 😉 .