Klima und Kapital: Tesla in Grünheide

Die Gigafactory Tesla wird in Grünheide aufgrund von Zulassungen zum vorzeitigen Baubeginn erstellt. Das Genehmigungsverfahren, das eigentlich die Erlaubnis zum Bau der Fabrik geben sollte, wird so durch die Schaffung von Tatsachen auf dem Baufeld zur Farce.

Ein Artikel von Dr. Heidemarie Schroeder in lunapark21 Heft 03/2021


Die Wassertafel stellt sich Fragen von Journalisten

Seit ihrer Gründung wird die Wassertafel Berlin-Brandenburg von Journalisten des In- und Auslandes befragt, wieso sie in Tesla einen  Gefährder für das Trinkwasser der Berliner und Brandenburger sieht. Wir klären dann darüber auf, mit welch hochtoxischen Stoffen in einer Batteriefabrik hantiert wird und wie stark diese das Grundwasser, welches sich nur sehr wenige Meter unter dem Werksgelände befindet, schädigen können. Zudem weisen wir darauf hin, dass Tesla die starken Wassermangelprobleme, die unsere Region kennzeichnen, verschärfen wird.

Heute, am 26.10.2022, waren wir mit einer Dokumentarfotografin, die u.a. für das National Public Radio*** arbeitet, im Naturschutzgebiet Löcknitztal, welches sich in unmittelbarer Nachbarschaft Teslas befindet. Das Löcknitztal bietet eine für den Nordosten Deutschlands einmalige Landschaft und stand schon vor der Wiedervereinigung Deutschlands unter strengem Naturschutz. Wir zeigten der Fotografin die gefährdeten Sümpfe und Moore und machten sie auf Bäume, besonders Birken, aufmerksam, die schon heute wegen der anhaltenden Trockenheit abgestorben sind.  

*** Die Sendung des National Public Radio, welches in den USA bekannt und geschätzt ist, ist im Internet abzurufen unter: https://www.npr.org/2022/11/03/1131695382/tesla-ev-electric-vehicles-europe-germany-drought-climate-change-factory

 

   


Geohydrologen der Wassertafel geben eine Einschätzung

Die Pegel der Gewässer im Berliner Umland sind in den vergangenen Jahren drastisch gesunken. Teilweise fallen Bäche und Flüsse über Monate im Jahr trocken und verlanden Seen gänzlich. Die Fachleute, die unsere Wassertafel Berlin-Brandenburg unterstützen oder die aktiv in ihr mitarbeiten, haben versucht herauszufinden, ob die fehlenden Niederschläge und eine stärkere Verdunstung durch höhere Temperaturen in den letzten Jahren -wie oft behauptet- die hauptsächlichen Ursachen für die stattfindenden Veränderungen sind oder ob anthropogene (menschgemachte)  Faktoren dabei eine Rolle spielen. Die Seen in der Region Strausberg*, von denen etliche von Verlandung bedroht sind (im Bild der Strausberger Herrensee im August 2022), haben hierfür als Untersuchungsgegenstand gedient. Folgend die Analyse der Geohydrologen, bei der fachsprachliche Ausdrücke nicht gänzlich vermieden werden konnten:

1. In der Region Strausberg mit ihren mannigfachen Seen fördert der ortsansässige  Wasserverband mittels dreier Wasserwerke Trinkwasser: in den Wasserwerken Spitzmühle, Collegenberge und Eggersdorf**. Diese drei Wasserwerke entnehmen Wasser aus dem sogenannten Hauptgrundwasserleiter, welcher jedoch über hydrogeologische Fenster im Hangendgrundwasserstauer mit dem obersten Grundwasserstockwerk Verbindung hat und somit auch mit den umliegenden Seen hydraulisch kommuniziert. Die Grundwasserentnahme erzeugt jeweils einen Absenktrichter, der sich in alle Richtungen gleichmässig ausbreitet. Das Wasser der in der Nähe befindlichen Seen fliesst notgedrungen in Richtung dieser Absenktrichter, sodass deren Wasserspiegel absinkt. Im Beispiel des Herrensees (siehe Foto oben) sind zusätzlich alle ehemals an der Geländeoberfläche befindlichen Zuflüsse versiegt (siehe Foto unten), so dass seine vollständige Austrocknung in allernächster Zukunft unvermeidlich ist. 

2. Südlich des beobachteten Herrensees ist Rüdersdorf gelegen, wo seit Jahrhunderten Kalkstein abgebaut wird. Zur Sümpfung des Tagebaus werden pro Jahr aus dem Untergrund etliche Millionen Kubikmeter Wasser entnommen, das betriebsintern genutzt wird bzw. in die Vorflut abgeleitet wird. Genaue Zahlen aus Rüdersdorf sind nicht bekannt. Dadurch und auch auf Grund der Spätfolgen des früheren Tonabbaus im Bereich von Heinickendorf und Herzfelde wird die Wassersituation des Herrensees zusätzlich belastet. Auch der in der Vergangenheit natürliche Wasserspiegel im Großen Stienitzsee ist dauerhaft um ca. 2,5 – 3 m abgesenkt. Damit einhergehend stirbt auch das zwischen Herrensee und Großem Stienitzsee gelegene ehemalige Feucht- und Moorbiotop Lange-Dammwiesen, das aktuell vollkommen auszutrocknen droht.

3. In jüngerer Vergangenheit ist nördlich des Straussees durch den Golfplatz Wilkendorf weiterer Wasserbedarf entstanden, der zusätzlich zum Bergbau und den drei genannten Wasserfassungen des Wasserverbandes Strausberg-Erkner die Wassermisere in der Region verschärft.

Fazit: Das Verschwinden der Seen wie auch von Flüssen und Bächen, das Austrocknen von Mooren und Sümpfen, der Verlust der von Wasser und Feuchtigkeit abhängigen Flora und Fauna ist im Berliner Südosten nicht unvermeidlichen Naturereignissen geschuldet, sondern beruht auch auf der Rücksichtslosigkeit und Selbstverständlichkeit, mit der die Menschen ihre Bedürfnisse nach Trinkwasser, Wasser für die Industrie oder für den Freizeitbereich befriedigen. Die Schere zwischen Wasserdargebot und Wasserbedarf klafft hier immer weiter auseinander, und Wünsche nach zunehmender „Resilienz“ von Gewässern, nach Wasser aus anderen Regionen, nach einem „Niedrigwassermanagement“ u.a.m. seitens Ministerium und Behörden erscheinen anhand der Faktenlage hilflos.  

* Neben dem Herrensee (Titelfoto) sind auch der Straussee, der Stienitzsee, der Ihlandsee, der Rothsee und die Lattseen betroffen. Einige der nordwestlich des Straussees gelegenen Seen existieren nicht mehr, ihre Zuflüsse sind versiegt. Die Bilder zeigen der Reihenfolge nach: 1. den Zufluss vom Herrensee, 2. den Pegelstand des Straussees und 3. den Straussee mit Pegel und Überlauf zum trocken liegenden Annatal – Stienitzsee (Aufnahmen 2019-2022).

** Die Genehmigung einer erhöhten Förderung des WSE durch das Wasserwerk Eggersdorf im Zusammenhang mit der Ansiedlung der Gigafactory Teslas betreffend, führen Naturschutzverbände aktuell einen Prozess. Die Verbände befürchten eine Trockenlegung der Schutzhabitate „Herrensee, Lange- Damm-Wiesen und Barnimhänge“. Die aktuellen  Inspektionen und folgende Analyse unserer Geohydrologen untermauern diese Befürchtung. 


Tesla und das Grundwasser: die giftige Gefahr

Die Wochenzeitschrift „Stern“ veröffentlicht aktuell einen Artikel unter dem Titel „Tesla und das Grundwasser: die giftige Gefahr“. In diesem Artikel beziehen die Autoren sich auch auf die Rundfahrt über das Teslagelände, an der am 25.08.2022 auch Vertreter der Wassertafel Berlin-Brandenburg teilnehmen konnten (siehe unter „Was wir machen“). Die Bedenken, die die Wassertafel von Beginn der Errichtung der Gigafactory hegte und die durch die „Rundfahrt“ nur vertieft wurden, bestätigen lt. dieses Artikels auch die Recherchen des „Stern“. 

Hier der link zum Artikel:

https://www.stern.de/wirtschaft/teslas-giftige-gefahr-und-die-angst-um-das-grundwasser-in-gruenheide-32761662.html


26.09.2022: Brand bei Tesla

Pressemitteilung Wassertafel Berlin-Brandenburg zum Brand bei Tesla: 

In der Nacht zum 26.09.2022 brannte es bei Tesla in Grünheide (Foto von Sven Schuster). Die Gigafactory liegt zum grossen Teil in einem Trinkwasserschutzgebiet. Die Wassertafel Berlin-Brandenburg protestiert von Anbeginn gegen die Wahl des Standorts, da durch alles, was der Betrieb der Fabrik mit sich bringt, Trinkwasser gefährdet werden kann. 

In dem Genehmigungsverfahren, welches die Behörden eiligst und kritiklos durchgewunken haben, wurde klar, dass Tesla auf Störfälle unzureichend vorbereitet ist. Ebenso war das Fehlen einer echten Werksfeuerwehr, welche per definitionem über eine besondere technische und personelle Ausstattung verfügen muss, ein wichtiger Kritikpunkt. 

Gestern Nacht leisteten bei Tesla zu Hilfe gerufene Ortsfeuerwehren den Grossteil der Arbeit. Dies bestätigt erneut: Die reine „Anerkennung“ einer Betriebsfeuerwehr als Werksfeuerwehr durch das Umweltamt qualifiziert sie nicht zu solch einer. Analog verhält es sich mit den hunderten anderer Genehmigungen, die das Umweltamt auf Druck der Politik erteilt hat, und die den Realitäten widersprechen.

Die Wassertafel Berlin-Brandenburg fordert zum Schutz des Trinkwassers eine sofortige Betriebsunterbrechung bei Tesla bis zur zur Klärung und Behebung der Störfallursachen und die Einleitung eines Genehmigungsverfahrens, welches diesen Namen verdient.      

Dr. Heidemarie Schroeder, Wassertafel Berlin-Brandenburg

 

In den regionalen (z.B. Märkische Oderzeitung vom 26.09.2022) wie auch überregionalen Zeitungen wurde ausführlich von dem Brand berichtet:

https://www.moz.de/lokales/erkner/brand-bei-tesla-flammen-auf-dem-gelaende-der-gigafactory-in-gruenheide-66742707.html

Unsere Pressemitteilung fand in verschiedenen Organen, unter anderem in der Berliner Zeitung vom 26.09.20922 Erwähnung: 

https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/gruenheide-nach-grossbrand-bei-tesla-buergerinitiative-fordert-sofortigen-produktionsstopp-li.270840


Problematik Ausgleichs- und Ersatzpflanzungen

Welche Problematiken ergeben sich bei den Ausgleichs-/Ersatzpflanzungen für den vor Ort gerodeten Wald?


Problematik Ausgleichs-/Ersatzpflanzungen

Ausgleichs- und Ersatzpflanzungen sind sicherlich besser als gar nichts bei einem Eingriff in die Natur, jedoch ersetzen sie das beeinträchtigte oder zerstörte Biotop nur scheinbar oder unzureichend. Ein natürlich gewachsenes Biotop mit all seiner Eigenart lässt sich nicht 1:1 ausgleichen/ersetzen. Somit haben wir es ständig mit Scheinlösungen bzw. Lösungen mit „negativem Budget“ zu tun, was sich in Anbetracht seiner exorbitanten Anwendung in der Praxis in Summe erschreckend ist. Beispiel: Ein gerodeter Vegetationsbestand an einem bestimmten Ort lässt sich nicht an einem anderen Ort mit sofort einsetzender gleicher ökosystemaren Leistung ersetzen bzw. ausgleichen. Hier ist die Zeitlücke ein gravierender Missstand – der Zeitraum, bis die Pflanzen (oft langsamer wachsende) Gehölze die ökosystemare Leistung erbringen wie der gerodete Bestand. Zusätzlich muss betrachtet werden, was dafür eventuell zusätzlich am vorgesehen Standort verloren geht. So kann es sei, dass am Ausgleichsstandort bereits ein Vegetationsbestand existiert, der für die Ausgleichsmaßnahme erst gerodet werden muss oder wenn vor Ort landwirtschaftliche Flächen verloren geht (Konkurrenz zu anderen Flächennutzungen). Weitere Faktoren kommen hinzu, weshalb Ausgleichsmaßnahmen auch als kosten- und ressourcenintensiv gelten müssen: Zertifizierung, Ernte und Aufbereitung des Saatguts, aufwändige Anzucht der Jungpflanzen, Vorbereitung der Ausgleichsflächen (u. U. erst Rodung oder Tiefenbearbeitung des Bodens, Rekultivierung und Zwischensaaten), Ausbringen/Pflanzung der Jungbäume, Kulturpflege und ggf. Bewässerung, Monitoring der Flächen etc.

Zudem ist der Anwuchserfolg nicht immer gegeben aufgrund zu großer Trockenheit (vorallem im Zuge der allgegenwärtigen Klimakrise), zu starke Sonneneinstrahlung auf exponierten Flächen, zu karge Böden, stark verdichtete Ober-/Unterböden mit schlechter Krume aufgrund voriger intensiver landwirtschaftlicher Nutzung, wenig Bodenleben für Umsetzungsprozesse, Humusmangel, Mangel an wichtigen Nährstoffen, nicht standortgerechte Baumartenwahl, Wildverbiss oder Mäusefraß etc.

Oft sind die Flächen der Ausgleichsmaßnahmen auch überhaupt nicht mehr in der Nähe des Eingriffsortes, weshalb die regionale Natur nur wenig von diesen Maßnahmen hat. Bei Betrachtung der Ausgleichsmaßnahmen bei Tesla sind die Ausgleichsflächen weit vom Eingriffsstandort entfernt und zerstreut, vereinzelt angelegt, was die Frage des ökologischen Nutzens in ganzheitlicher Betrachtung aufwirft (Biotopverbünde, Korridore, Trittsteinbiotopkulissen etc.). In manchem Fall würde ein Waldumbau mehr bringen als eine komplette Neuanlage eines „Ausgleichswaldes“.

Bei den Ersatzpflanzungen werden zudem oft nur die Bäume berücksichtigt, nicht aber die zahlreich vorhandenen Sträucher, Farne etc., dass es nicht nur eine Rodung ist, sondern die Zerstörung eines intakten Lebensraumes, welchen man mit keiner Neuanpflanzung wiederherstellen kann. Hierzu zählt u.a. die Zerstörung von Lebensraum für verschiedene, auch geschützte, Tierarten (Zauneidechse, Schlingnatter), Zerstörung des vor Ort gewachsenen Bodens, Eingriff in den sensiblen Wasserhaushalt vor Ort, Beitrag zur Versteppung des kulturhistorisch betrachtet schon immer waldbedeckten Gebietes, Zerschneidung in vielgestaltiger Form (u. a. Wanderungskorridore von Wildtierarten, Lebensraum bzw. auch potentieller Lebensraum – Stichwort: Wolf -). Aufgrund dieser zahlreichen Problematiken ist bereits von einer weiteren Rodung, vorallem des vorgesehenen Waldstücks, abzusehen.

 

B. Sc. Norman Heß
(B. Sc. Landschaftsnutzung und Naturschutz – HNE Eberswalde)

Experte für ganzheitliche Ökologie, im Speziellen Waldökologie


Die Wassertafel unterstützt Unterschriftensammlung

Der Autofabrikant Tesla hat im Südosten Berlins für den Bau seiner Gigafabrik hunderte Hektar Wald fällen lassen. Das ganze Ausmass des Waldfrevels wird deutlich, wenn man das Areal überfliegt. Gegnern der Gigafactory ist unklar, warum für den angeblichen Klimaretter E-Auto ein riesiges Loch in „Berlins grüne Lunge“ gerissen werden musste. Im Gegensatz zu der in einer Endlosschleife wiederholten Behauptung, dass es sich bei dem Areal um einen „Kiefernstangenwald“ handelt, stehen die Artenprotokolle, die Naturschützer angefertigt haben (siehe angefügte Tabelle). 

Momentan beansprucht Tesla weitere 170 ha Wald, in welchem unter anderem Methusalemkiefern stehen und in dem seit 30 Jahren ein Umbau zum Mischwald erfolgt. Unter https://innn.it/KeineTeslaerweiterung könnt Ihr mit Eurer Unterschrift zum Erhalt dieses Waldes beitragen. 

Artenliste: 

Waldbegehung der Waldfläche für die vorgesehene Teslaerweiterung

Deutscher Name Wissenschaftlicher Name FFH-Art Rote Liste Deutschland Rote Liste Brandenburg
Tierarten (gesichtet am 07.05.2022)
Rote Waldameise (3 Haufen) Formica rufa V
Feldhase Lepus europaeus 3 2
Zauneidechse Lacerta agilis IV 3 3
Ringelnatter Natrix natrix 3 3
2 Ringeltauben Columba palumbus
Zitronenfalter Gonepteryx rhamni
2 Blindschleichen Anguis fragilis
Verholzte Pflanzenarten (gesichtet am 07.05.2022)
Flatter-Ulme Ulmus laevis V
Alpen-Johannisbeere Ribes alpinum D
Kreuzdorn Rhamnus cathartica V
Wacholder  Juniperus communis V 3
Winter-Linde Tilia cordata D
Wild-Apfel Malus sylvestris G
Sommer-Linde Tilia platyphyllos D
Berberitze Berberis vulgaris D
Pfaffenhütchen Euonymus europaeus
Gemeiner Flieder Syringa vulgaris
Rot-Buche Fagus sylvatica
Spitz-Ahorn Acer platanoides
Douglasie Pseudotsuga menziesii
Schwarzer Holunder Sambucus nigra
Gemeine Hainbuche Carpinus betulus
Robinie Robinia pseudoacacia
Gemeine Birke Betula pendula
Stiel-Eiche Quercus robur
Schneebeere Symphoricarpus albus
Spätblühende Traubenkirsche Prunus serotina
Brombeere Rubus spec.
Himbeere Rubus idaeus
Gemeine Kiefer  (auch Methusalem-Kiefern im Gebiet) Pinus sylvestris
Eberesche Sorbus aucuparia
Salweide Salix caprea
Eingriffliger Weißdorn Crataegus monogyna
Besen-Heide Calluna vulgaris
Efeu Hedera helix
Europäische Lärche Larix decidua
Faulbaum Rhamnus frangula
Rot-Eiche Quercus rubra
Blut-Buche Fagus sylvatica f. purpurea
Besenginster Cytisus scoparius
Fiederspiere Sorbaria sorbifolia
Kirschpflaume Prunus cerasifera
Balsam-Pappeln Populus balsamifera
Rote Johannisbeere Ribes rubrum
Wild-Birne Pyrus pyraster
Feuerdorn Pyracantha coccinea
Schlehe Prunus spinosa
Wilder Hopfen Humulus lupulus
Blut-Johannisbeere Ribes sanguineum
Gewöhnliche Rosskastanie Aesculus hippocastanum
Nichtholzige Pflanzenarten (gesichtet am 07.05.2022)
Buschwindröschen Anemone nemorosa
Maiglöckchen Convallaria majalis
Adlerfarn Pteridium aquilinum
Genfer Günsel Ajuga genevensis V V
Astlose Graslilie Anthericum liliago V 3
Gemeine Akelei Aquilegia vulgaris V
Margarite Leucanthemum vulgare G
Bärenschote Astragalus glycyphyllos
Gold-Hahnenfuß Ranunculus auricomus 3
Knoblauchsrauke Alliaria petiolata
Echte Nelkenwurz Geum urbanum
Große Brennnessel Urtica dioica
Löwenzahn Taraxacum spec.
Kanadische Goldrute Solidago canadensis
Sauerampfer Rumex acetosa
Gewöhnliche Vogelmiere Stellaria media
Breit-Wegerich Plantago major
Wiesen-Labkraut Galium mollugo
Gamander-Ehrenpreis Veronica chamaedrys
Stinkender Storchschnabel Geranium robertianum
Wald-Moose (diverse)
Draht-Schmiele Deschampsia flexuosa
Kompass-Lattich Lactuca serriola
Rasenschmiele Deschampsia cespitosa
Zypressen-Wolfsmilch Euphorbia cyparissias
Heidelbeere Vaccinium myrtillus
Preiselbeere Vaccinium vitis-idaea
Hain-Veilchen Viola riviniana
Gewöhnliches Greiskraut Senecio vulgaris
Gewöhnliches Seifenkraut Saponaria officinalis
Schmalblättrige Wicke Vicia angustifolia
Kriechender Günsel Ajuga reptans
Echtes Johanniskraut Hypericum perforatum
Wald-Erdbeere Fragaria vesca
Gewöhnliches Ruchgras Anthoxanthum odoratum
Sand-Schaumkresse Arabidopsis arenosa
Rainfarn Tanacetum vulgare
Gewöhnliche Königskerze Verbascum phlomoides
Mausohr-Habichtskraut Hieracium pilosella
Knotige Braunwurz Scrophularia nodosa
Mauerpfeffer Sedum acre
Blutwurz Potentilla erecta
Gemeine Ochsenzunge Anchusa officinalis
Weißklee Trifolium repens
Spitzwegerich Plantago lanceolata
Nordisches Labkraut Galium boreale
Große Klette Arctium lappa
Gänseblümchen Bellis perennis
Feld-Klee Trifolium campestre
Alexandriner-Klee Trifolium alexandrinum
Gewöhnliche Kratzdistel Cirsium vulgare
Gemeiner Beifuß Artemisia vulgaris
Gewöhnliches Ferkelkraut Hypochaeris radicata
Gemeine Schafgarbe Achillea millefolium
Gemeiner Dost Origanum vulgare
Wilde Möhre Daucus carota
Echter Wurmfarn Dryopteris filix-mas
Gundermann Glechoma hederacea
Schöllkraut Chelidonium majus
Weiße Lichtnelke Silene latifolia
Großes Immergrün Vinca major


"Extrem"sommer 2022?

„Extrem“sommer 2022 ?

Neben den Hitzerekorden, die das Thermometer in allen Monaten des gerade vergangenen Sommers oft bis an die 40° C – Marke trieben, war dieser Sommer auch der trockenste  innerhalb der letzten 500 Jahre. Da es schon in den Jahren 2018 und 2019 viel zu wenig geregnet hatte, hatte sich das Wasserdefizit in den Grundwasserspeichern bereits zu Jahresbeginn auf die Niederschlagsmenge eines ganzen Jahres akkumuliert. Dass diese Entwicklung sich bereits seit Langem anbahnt, zeigt ein Artikel der Berliner Morgenpost mit der Überschrift „Spree fliesst rückwärts“ vom 23.08.2003: 

https://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article102408313/Die-Spree-fliesst-rueckwaerts.htm

Martin Pusch vom Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei warnte darin vor einem Mengenproblem für das Berliner Trinkwasser. Der Zufluss in den Müggelsee, einem wichtigen Wasserreservoir der Stadt, lag zu diesem Zeitpunkt bei nur gut einem Fünftel der üblichen Menge. „Das gesamte Wasser, das im Augenblick nach Berlin strömt, wird auch gebraucht. Das heißt, es sind keine Reserven da“ wurde der Wissenschaftler zitiert. 

Die Frage, ob sich die Trinkwasserqualität durch den Wassermangel verschlechtere, verneinte der Sprecher der Berliner Wasserbetriebe Eike Krüger damals. Da das Spreewasser etwa 50 Tage brauche, bis es das Grundwasser erreiche und  auf dem Weg durch die Erdschichten bestimmte Inhaltsstoffe herausgefiltert würden, bestehe ein Qualitätsproblem nicht. Eike Krüger in der Berliner Morgenpost von 2003 wörtlich: „Problematisch könnte es werden, wenn der Trend der Trockenheit über viele Jahre anhalte, doch das sei sehr unwahrscheinlich.“

Blickt man  auf die seitdem vergangenen fast 20 Jahre zurück, erweist sich die Prognose Eike Krügers einer Unwahrscheinlichkeit einer über viele Jahre anhaltenden Trockenheit als falsch. Es bestehen also Gefahren für das Trinkwasser der Berliner sowohl in der Quantität, als auch in der Qualität. Das Abwasser, welches über die Erpe in die Spree fliesst, erreicht bei deren Rückwärtsfluss nämlich die Uferfiltrationsgalerien der Berliner Wasserbetriebe. Nach nur 50 Tagen (s.o.) trinken die Berliner dieses Wasser, in dem sich Rückstände von Pharmazeutika, Süssstoffen, Röntgenkontrastmitteln, Korrosionsschutzmitteln u.v.a.m. befinden, erneut. Nicht nur der Reinheit und des „guten Geschmacks“ unseres Leitungswassers wegen, sondern auch weil wir vermeiden wollen Flaschenwasser zu konsumieren, ist diese Entwicklung fatal.     


Partner der Wassertafel: Konferenz des Berliner Wasserrats

Der Berliner Wasserrat kümmert sich seit seiner Gründung im Jahre 2013 darum, dass es dem Berliner Wasser besser geht. Nach der erreichten Rekommunalisierung der zuvor teilprivatisierten Berliner Wasserbetriebe bemüht er sich darum, dass das Geld, dass mit dem Berliner Wasser verdient wird, diesem zumindest zum Teil wieder zugute kommt und nicht nur in den Senatshaushalt und in Vorstandsgehälter fliesst. Wichtige Themen des Berliner Wasserrats sind die Nutzung von Regenwasser und die Bewässerung von Stadtgrün. Am 06.09.2022 fand im Berliner Haus der Demokratie und Menschenrechte zu diesem Thema eine Konferenz mit dem Titel „Regen zum Baum!“ statt, an der neben engagierten Bürgern auch Vertreter aus Politik, Behörden, Verwaltung und Wissenschaft teilnahmen.    

REGEN-ZU-BAUM- KONFERENZ:  BERLINER WASSERRAT FORDERT UMSETZUNG EINER DEZENTRALEN REGENWASSERBEWIRTSCHAFTUNG IN DEN STADTQUARTIEREN

Pressemitteilung Berliner Wassertisch, Berlin 14.09.2022  

Eine Film-Aufzeichnung der Veranstaltung finden Sie auf Youtube:  https://www.youtube.com/watch?v=oMDugcCRhJ0

Am 6. September fand im Haus der Demokratie und Menschenrechte unter dem Titel »Regen zum Baum!« eine Konferenz des BERLINER WASSERRATES zur Umsetzung der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung in Berlins Bestandsquartieren statt. An ihr nahmen über 90 Personen teil. Unter ihnen befanden sich Zuständige aus den Bezirksämtern, Vertreter der Berliner Wasserbetriebe, von Wohnungsgesellschaften, Initiativen, Mieter-, Quartiers- und Nachbarschaftsräten, von den 4 Fraktionen des Berliner Abgeordnetenhauses sowie aus der Senatsverwaltung und den Bezirksverordnetenversammlungen. Ein Mitarbeiter des Stadtplanungsamtes Stuttgart, eine Wissenschaftlerin der Hochschule Mülheim/Ruhr, sowie eine Journalistin aus Kaiserslautern nahmen ebenfalls teil. Moderiert wurde die Veranstaltung von Philipp Sattler (Ing.-Landschaftsarchitekt, Stiftung ‚Die grüne Stadt‘) der die ganze Bandbreite der im Publikum vertretenen Kompetenzen für die Diskussion fruchtbar werden liess.

Agrarökonom Dr. Hermann Wollner erläuterte in einem Vortrag sein Konzept einer dezentralen Regenwasserbewirtschaftung. Das Konzept sieht vor, das Regenwasser von den Dächern der Häuser direkt den Bäumen vor und hinter den Häusern zuzuleiten. Die finanziellen Mittel dafür seien vorhanden, so Wollner, sie seien nur falsch verteilt. In präzisen Analysen, die auf den von den Umweltämtern herausgegebenen statistischen Daten beruhten, lieferte Dr. Wollner zahlreiche quantitative Belege dafür, dass sich sein Konzept ‚rechnet‘, sogar wirtschaftlich vorteilhafter ist als die bisher verwendeten oder geplanten Verfahrensweisen.  „Bäume mit der Gießkanne bewässern, spart kein Wasser, sondern erhöht nur die Wasserrechnung der Bürger. Bäume mit dem Sprengwagen bewässern, die aus der Trinkwasserleitung befüllt werden, senkt den Grundwasserspiegel. Was wir demgegenüber brauchen, ist eine professionelle, dezentrale Regenwasserbewirtschaftung, bei der das Regenwasser direkt zu den Bäumen geleitet wird.“ Wichtig: Nach Auffassung von Dr. Wollner darf das Regenwasser nicht nur als „Abwasser“ oder Niederschlag in die Gesetze eingehen, sondern muss als Ressource aufgenommen werden, damit das Konzept umgesetzt werden kann.

Dr. Benedikt Lux, Jurist und umwelt- und haushaltspolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus war ebenfalls als Referent geladen und beleuchtete spezielle juristische und politische Aspekte, wie die Novellierungsvorschläge im Berliner Wassergesetz und der Bauordnung Berlin sowie die Synchronisation von „Masterplan Wasser“ und „Charta Stadtgrün“, von Schwammstadt und Entsiegelung. Seine Darlegungen waren im Kern kompatibel mit den Analysen und Vorstellungen von Dr. Wollner. Insbesondere sah Dr. Lux ebenfalls die rechtliche Möglichkeit, das Regenwasser als Ressource ins Gesetz aufzunehmen.

Am Schluss der Veranstaltung legte Karl Goebler, Ökonom und Mitbegründer des Berliner Wasserrats, in seinem Kurzvortrag dar, dass und inwiefern die Mitwirkung von Bürgerräten an politischen Entscheidungsprozessen nicht nur eine bessere Legitimationsbasis schafft, sondern, richtig eingesetzt, auch eine höhere sachliche Qualität von Entscheidungen erwarten lässt. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass solchen Gremien bestimmte Rechte zuerkannt würden. Der Wasserrat sei von seiner Geschichte und seiner thematischen Ausrichtung her besonders geeignet, um neue Formen der Beteiligung und des Austauschs auszuprobieren. „Die Veranstaltung des Berliner Wasserrats hat bewiesen, dass der direkte, persönliche Austausch zwischen aktiven Bürgerinnen und Bürgern sowie Politikern und Verwaltungsfachleuten wertvolle Erkenntnisse und Anregungen für alle Beteiligten erbringen kann. Der Wasserrat muss allerdings, um seine Potentiale dauerhaft und in vollem Umfang entfalten zu können, von Seiten der Politik mit bestimmten Rechten ausgestattet werden, u.a. mit speziellen Informations- und Antragsrechten.“

Gerlinde Schermer, M.d.A.a.D. und Mitbegründerin des Berliner Wassertischs, zog folgendes Fazit: „Die große Beteiligung an der Veranstaltung des Berliner Wasserrats zeigt, dass viele BerlinerInnen, einschließlich Berliner Politiker, Verwaltungsfachleute und anderer Akteure ernsthaft nach Lösungswegen suchen, um die seit Jahren andauernde schlechte Lebenssituation der Berliner Bäume zu verbessern. Alle wissen: Die Bäume verschaffen ihnen nicht nur den nötigen Sauerstoff, sondern erhalten auch die Biodiversität und die ästhetische Qualität Berlins.“

Der BERLINER WASSERTISCH schlägt den Abgeordneten des Berliner Abgeordnetenhaus vor, eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der aktiven Berliner Bürgerschaft und den Akteuren der Siedlungswasserwirtschaft zu bilden, welche die ausschließliche Aufgabe erhält, praktische Vorschläge u.a. zur Novellierung von Wassergesetz, Bauordnung und Abwassersatzung (inkl. Prämien- und Gebührengrundlagen) zu erarbeiten.


Naturkundlicher Ausflug ins Löcknitztal

03.09.2022: Naturkundlicher Ausflug ins Löcknitztal

Der Redakteur der Berliner Zeitung Jens Blankennagel hat den Naturschützer Jörg Gelbrecht in das Löcknitztal begleitet. Er findet sich dort, so nahe an der Millionenstadt Berlin, in der „größten anzunehmenden Vielfalt an Grün“. Jörg Gelbrecht, der jahrzehntelang als Wissenschaftler im Leibnitz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischrei gearbeitet hat, sieht durch Tesla mit dem direkt angrenzenden Löcknitztal ein Moorgebiet gefährdet, welches eines der artenreichsten und vielfältigsten Feuchtbiotope im gesamten Norden Deutschlands ist. 

Man muss schon ein wenig um die Ecke denken, damit einem Habecks „Klimaschutz vor Artenschutz“ einfällt, aber dies ist die Begründung: Auch tonnenschwere batteriegetriebene E-Autos sollen angeblich CO2 sparen und damit das Klima schützen. Wenn dafür ein grünes Paradies zerstört wird, gar in Mooren gespeichertes CO2 freigesetzt wird, ist dies nur ein Kollateralschaden. 

„Der reiche Mann und das Moor“, zu lesen in der Berliner Zeitung vom 03.09.2022 unter  

https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/elon-musk-und-das-moor-li.262823