Wassertafel Berlin-Brandenburg und Berliner Wassertisch bei Umweltfestival
Am 04.06.2023 fand am Brandenburger Tor in Berlin das Umweltfestival statt. Unsere Bürgerinitiative „Wassertafel Berlin-Brandenburg“ nutzte die Gelegenheit, der Bundesumweltministerin gemeinsam mit dem Verein „Berliner Wassertisch“ ein Schreiben zu überreichen, in dem wir unsere dringendsten Anliegen schildern (siehe unten). Wir erleben Frau Steffi Lemke als sehr engagierte Umweltministerin. Unser Anliegen, Gemeinwohl und Naturschutz vor Profitinteressen zu stellen, wird in ihr eine Verteidigerin finden.
Beitragsfoto: Unser Stand beim Umweltfestival am Brandenburger Tor
Berliner Wassertisch e.V.
c/o Gerlinde Schermer • Kleineweg 153 • 12101 Berlin
Frau
Steffi Lemke Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz |
Kleineweg 153
12101 Berlin schermer@berlin.de |
|
Berlin, den 04.06.23 | ||
Bitte bei Antwort stets angeben!
www.wassertafel.org |
Sehr geehrte Frau Umweltministerin,
wir sind froh, in Ihnen eine engagierte Verteidigerin von Natur und Umwelt zu haben und deshalb schreiben wir Ihnen.
Wir haben als Berliner Wassertisch mit dem ersten erfolgreichen Volksentscheid in Berlin für die Rekommunalisierung der Berliner Wasserverorgung gekämpft. Unsere Sorge ist die gemeinwohlorientierte Wasserver- und Entsorgung in Berlin. Auch unsere Inititiative „Regenwasser zum Baum“ erreichte viele Aktive in der Stadt Berlin und der Verwaltung.
Die Umstellung von Wasserpreisen auf Wassergebühren in Berlin ab 1.1.2022 ermöglicht es den Gemeinwohlgedanken zu verfolgen. Wir erwarten uns Unterstützung bei der Idee „Wasser bezahlt Wasser“. Eine Renditeorientierte Wasserpolitik, wie sie in Berlin seit Jahren üblich ist, lehnen wir ab. Die Kontrolle bei Gebühren liegen im Land Berlin und ab 2022 nicht mehr beim Bundeskartellamt, wir erhoffen uns hier Transparenz- Initiativen seitens der Grünen bezüglich der Kalkulationsgrundlagen.
Mit dem Standort Grünheide/Freienbrink wurde im Berliner Südosten eine der trockensten Gegenden als Standort für die Tesla-Gigafabrik gewählt. Probleme mit der Wasserversorgung zeigen sich schon jetzt. Die künftige Ableitung der Abwässer ist hochproblematisch (Spree und Müggelsee dienen der Berliner Trinkwassergewinnung). Wir sehen das Grundwasser gefährdet, da das Tesla-Areal Wasserschutzgebiet ist, die Schutzmassnahmen keineswegs optimal sind und die Kontrollen anzuzweifeln. Dass hunderte Hektar Wald gerodet werden und geschützte Arten vernichtet, macht Tesla-SUVs nicht klimafreundlicher. Die zweite Ausbaustufe der Fabrik läuft an, die Probleme werden sich damit verschärfen.
Wir wissen, dass Wasser Ländersache ist. Da das Landesumweltamt aber nur die juristische Seite des Verfahrens zu interessieren scheint, bitten wir Sie als Bundesumweltministerin: kämpfen Sie bitte dafür, dass der Wirtschaft, dass der Automobilindustrie, nicht unsere Wälder, Flüsse, Seen, Lebensräume und nicht unser Trinkwasser zum Opfer fallen.
Mit sehr freundlichen Grüssen
Gerlinde Schermer, Berliner Wassertisch e.V.
Heidemarie Schroeder, Wassertafel Berlin-Brandenburg (www.wassertafel.org).
Die Wassertafel fragt: was bedeutet Teslas zweite Ausbaustufe für das Wasser?
Seitdem bekannt wurde, dass Elon Musk im Berliner Südosten eine Tesla-Gigafactory errichten wird, beherrscht ein Thema die Diskussion: das Wasser. Der ehemalige Standort des Logistikzentrums der Staatssicherheit der DDR befindet sich in einem Wasserschutzgebiet, die Region zählt zu den wasserärmsten Deutschlands und durch potentielle Industrieabwässer ist der nahe Müggelsee und damit das grösste Wasserreservoir Berlins in Gefahr. Die Wassertafel Berlin-Brandenburg schaute also von Anbeginn sehr genau darauf, was in Grünheide mit dem Wasser passiert.
Vor drei Monaten, also ein Jahr nach Produktionsbeginn, stellte Tesla den Antrag, seine Produktionskapazitäten verdoppeln zu dürfen, was vermehrten Trinkwasserverbrauch und erhöhten Anfall trinkwasserrelevanter Schadstoffe bedeutet. Die Wassertafel befürchtet, dass Teslas simultane Ankündigung, „weitgehendes“ Wasserrecycling einführen zu wollen, nicht mehr als eine Publicitystrategie ist. Die Suche Teslas nach bisher ungenutzten Trinkwasservorkommen (Hangelsberg), die Herabstufung des Gefährdungsgrades von Produktionsmitteln und der Ausschluss aller unabhängigen Beobachter (auch des Wasserverbandes Strausberg-Erkner) von Grundwasserkontrollen lässt alle Alarmglocken der Wassertafel schrillen.
Der Wassertafel liegen vier Jahrzehnte alte Unterlagen der Volkswagenwerke in Wolfsburg vor, die deren Kreislaufwirtschaft beschreiben. Wir erwarten, dass das jetzige Vorhaben Teslas die 40 Jahre alten Standards der Volkswagenwerke zumindest erreicht, wenn nicht übertrifft. Unsere Nachfrage beim Landesumweltamt zum angekündigten Wasserrecycling Teslas brachte nur den Verweis auf die noch ausstehende Öffentlichkeitsbeteiligung sowie hohe Kosten, die eine vorzeitige Einsicht in die Antragsunterlagen nach sich ziehen würde. Die Bauaktivitäten auf dem Teslagelände betrachtend befürchtet die Wassertafel, dass die Produktion hochgefahren sein wird, bevor die Öffentlichkeit erfährt, 1. wieviel mehr Trinkwasser Tesla (im Rahmen seiner genehmigten 1.8 Mio m3) benötigen wird, 2. welcher Anteil davon recycelt werden wird, 3. wie mit dem Mehr an anfallenden trinkwassergefährdenden Schadstoffen umgegangen werden wird, und 4. wo das zusätzlich anfallende Abwasser bleiben wird.
Beitragsfoto: Erneuter Kahlschlag in Grünheide für Teslas zweite Ausbaustufe
Ein Beispiel für die Probleme, die das überschnelle und primär auf juristische Unanfechtbarkeit bedachte Tesla-Genehmigungsverfahren des Umweltamtes mit sich gebracht hat, ist der Streit um eine Mehrförderung von Trinkwasser im Wasserwerk Eggersdorf. Naturschutzverbände sehen grosse Nachteile für benachbarte Naturschutzgebiete und durch die unterlassene Umweltverträglichkeitsprüfung einen Hebel, um zu klagen. Der Wasserverband Strausberg-Erkner, der letztlich schauen muss, wo er das benötigte Wasser herbekommt, verliess zum zweiten Mal einen Erörterungstermin (siehe Pressemitteilung vom 31.05.2023).
Die Wassertafel urteilt: 1. Mai 2023 bei Tesla - ein Kampf- oder ein Feiertag?
Der Teslachef Elon Musk erfährt mit der Begründung, eine Vielzahl von Industriearbeitsplätzen in Brandenburg zu schaffen, beim Bau und beim Betrieb seines E-Autowerks jegliche Unterstützung seitens der Landespolitik und der Behörden. Die Hälfte seiner bisher engagierten 10.000 Mitarbeiter soll aus Berlin kommen, rund 10 % aus Polen. Es sollen Angehörige 50 verschiedener Nationen in Grünheide arbeiten, unter ihnen viele ehemalige Geflüchtete. Es liegt auf der Hand, dass diese Arbeitnehmer weder perfekt unsere Sprache beherrschen noch wissen, wie Arbeitsverträge in Deutschland auszusehen haben. Sie sind somit mehr als andere Arbeitnehmer auf einen fairen Arbeitgeber und eine starke Interessenvertretung angewiesen. Die Wassertafel Berlin-Brandenburg hat nachgeforscht, wie es mit beidem bei Tesla in Grünheide aussieht. Unser Artikel erscheint anlässlich des 1. Mai 2023 in Heft 5 Seite 6 der Sozialistische Zeitung (SoZ). Zum Lesen bitte hier anklicken.
Beitragsbild: Das Foto zeigt das ehemalige Bahnhofshäuschen von Fangschleuse (Ortsteil von Grünheide), welches heute die IG Metall beherbergt.
Die Wassertafel fordert: KEIN BAUM MEHR FÜR TESLA!
06.04.2023: Aktualisierung zu der Forderung der Wassertafel Berlin-Brandenburg im Dezember 2022 „Kein Baum mehr für Tesla!“
Am 08.12.2022 machten die Gemeindevertreter von Grünheide in einem ersten Schritt (Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan) den Weg zur Vernichtung von erneut 110 ha wertvollen Waldes für Tesla-Industrie frei. Unmittelbar vor der Abstimmung hatten Teslavertreter sie beruhigt: produzierende Industrie sei auf dem Gelände nicht geplant. Der gewünschte Bahnhof aber könne nur dort entstehen, ebenso seien ein Reparatur-, Service- und Wartungszentrum für Tesla-Fahrzeuge, Erholungsräume, ein Schulungszentrum für Mitarbeiter sowie eine Kita vorgesehen. Die Wassertafel Berlin-Brandenburg hatte die Gemeindevertreter einige Tage vor deren Abstimmung während einer Kundgebung auf dem Grünheider Marktplatz aufgefordert, nicht weiteren Wald für Industrie zu opfern: „Kein Baum mehr für Tesla“ stand auf unseren Buchstabentafeln. Inzwischen werden die Pläne, was tatsächlich anstelle des Waldes treten soll, konkret siehe link zu den Planungsunterlagen. Ausschliesslich Industrieanlagen sind geplant, darunter auch Störfallbetriebe. Während Gutachten zu den Auswirkungen der Tesla-Erweiterung auf das Klima, den Artenschutz, den Grundwasserhaushalt, auf Luftschadstoffe, den Verkehr und den Lärm in den Planungsunterlagen fehlen, ist der E-Autobauer sich bereits sicher, dass durch die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene mehr CO2 eingespart werden kann als der jetzige Wald absorbiert. Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel bläst bereits in das gleiche Horn.
Hier das Medienecho zu unserer Aktion am 03.12.2022:
https://www.bz-berlin.de/brandenburg/protest-gegen-ausbau-der-tesla-fabrik-in-gruenheide
Fotos unten: Ein Teilstück des Teslaareals heute, im Dezember 2022, und vor 3 Jahren (Aufnahme vom 15.12.2019), als der Kiefernwald durch Unterpflanzungen mit Laubbäumen zum Mischwald umgewandelt werden sollte.
Die Wassertafel fordert Transparenz beim Grundwasserschutz!
Am 25.01.2023 fand eine Sondersitzung des Umweltausschusses des Brandenburger Landtages zum Thema Beobachtungen des Grundwasserzustandes im Teslageläde statt. Hintergrund war, dass das Umweltministerium eine Nebenbestimmung des Genehmigungsbescheides für den Autobauer gestrichen hatte, welche dem lokalen Wasserverband Kontrollrechte beim Grundwasserschutz einräumte. Ein Mitarbeiter des Ministeriums erklärte, dass unklar sei, was die Nebenbestimmung, der Wasserverband sei in alle grundwasserrelevanten Fragestellungen einzubeziehen, „en détail“ bedeuten würde. Folglich sei diese Formulierung vor Gericht auch anfechtbar gewesen und auf Wunsch Teslas gestrichen worden.
Die Wassertafel Berlin-Brandenburg hält dagegen: die Verpflichtung zu einer Einbeziehung des Wasserverbandes in „alle grundwasserrelevanten Fragestellungen“ bedeutet eine Verpflichtung zu seiner Einbeziehung in „alle grundwasserrelevanten Fragestellungen“! Es ist selbstverständlich, dass der lokale Wasserverband die Kontrolle über den Zustand des Grundwassers erhält! Und da die Gesundheit der Bevölkerung von dessen Reinhaltung abhängt, fordern wir transparente Verfahren beim Grundwassermonitoring und einen Zugang zu grundwasserrelevanten Informationen auch für die Öffentlichkeit.
Fotos: Ausschnitte des riesigen Teslaareals (zum grossen Teil im Wasserschutzgebiet gelegen) am 23.01.2023
Die Wassertafel freut sich und gratuliert!
Mitgliedern der Wassertafel Berlin-Brandenburg wird oft vorgeworfen, sie würden nur um jeden Tümpel und um jeden Bach kämpfen, weil sie technikfeindliche Fortschrittsverweigerer seien. Es ist jedoch das Gegenteil der Fall! Wir sind geradezu begeistert, wenn es durch technischen Fortschritt gelingt, möglichst wenig Wasser und Energie zu vergeuden. Mit den Argumenten des dringenden Bedarfs an industriellen Arbeitsplätzen oder an Wohnraum wurde und wird jedoch bis heute in Genehmigungsverfahren auf die Forderung nach einer Kreislaufwirtschaft meist verzichtet. Die Industrieansiedlungen sollen superschnell entstehen, der Wohnraum billig sein – Umweltschutz ist da nur hinderlich. Die Wassertafel prangert diesen Missstand an, besonders, wenn es sich um sehr grosse und prestigeträchtige Projekte handelt.
Der Ingenieur Erwin Nolde verwirklicht mit seiner Firma „innovative Wasserkonzepte GmbH“ die Vision, die das Kreislaufwirtschaftgesetz beschreibt: Abwasser und Abwärme sollen 1. vermieden, 2. vermindert und 3. recycelt werden, also nicht wie „Abfall“ behandelt und lediglich entsorgt werden. Er ist somit einer der Umweltaktivisten, die Umweltschutz nicht nur fordern, sondern ganz praktisch durch ihre Arbeit Wirklichkeit werden lassen – wenn man sie denn lässt.
Für die Umsetzung des Wasserrecyclingkonzeptes mit integrierter Wärmerückgewinnung beim Neubau eines Studentenwohnheims mit 399 Appartments in Berlin Pankow erhielt die „Nolde-innovative Wasserkonzepte GmbH“ zusammen mit anderen Beteiligten Ende des Jahres 2022 gleich zwei sehr renommierte Preise: den Aqua Award 2022, der jährlich für herausragende Leistungen in der Wasserbranche verliehen wird und den TGA (Technische GebäudeAusrüstung) AWARD 2022, der von der Fachzeitschrift „Moderne Gebäudetechnik“ vergeben wird. Die Grauwasserrecyclinganlage erlaubt es, pro Jahr 5.000.000 Liter Trinkwasser einzusparen.
Wir freuen uns sehr über diese wegweisenden Leistungen von Erwin Noldes Team wie auch die Würdigung, die sie erfahren haben und gratulieren herzlich! Das Beispiel zeigt, dass Sparen und Wiederverwenden möglich sind, wenn sie denn gewollt sind und von Anfang an in die Planung einbezogen werden. Das KreislaufwirtschaftsGESETZ, welches Sparen und Wiederverwenden fordert, gibt es bereits seit 2012.
Fotos:
Beitragsfoto – die Technik der Grauwasserercyclinganlage inkl. Wärmerückgewinnung in dem Studentenwohnheim in Berlin-Pankow
Abgebildetes Gebäude – das Studentenwohnheim in der Selma-Lagerlöf-Straße in Berlin-Pankow
Begrünter Innenhof des Firmensitzes – hier werden täglich alle Toiletten und bei Bedarf auch die Pflanzen mit Betriebswasser versorgt
Porträtfoto – Erwin Nolde im Innenhof des Firmengebäudes, wo selbst bei grösster Sommerhitze ein angenehmes Klima herrscht
Die Wassertafel informiert sich!
Am 15.11.22 war die Wassertafel Berlin-Brandenburg unterwegs, um sich Vorbereitungen für eine Wassermehrförderung in Hohenbinde und den erneuten Kahlschlag Teslas in Freienbrink anzuschauen. Tesla, so hört man, will erweitern, und der Wasserverband Strausberg-Erkner muss das Wasser dafür liefern. Nach eigenen Angaben sieht sich der WSE „gezwungen“, seine Förderung im gesamten Gebiet von jetzt 10,7 Mio m3 p.a. auf 18,2 m3 zu erhöhen, um „eine an Einwohnern wachsende Region zu versorgen und gleichzeitig die wasserintensive Industrie wie die Autoproduktion von Tesla in Grünheide abzusichern“ (MOZ vom 08.11.22, link siehe unten). Die Wasserfassung Hohenbinder Strasse soll zur Deckung des Mehrbedarfs mit knapp 3 Mio m3 Mehrförderung p.a. beitragen.
Um diese Pläne global und lokal einzuordnen, muss man sich folgende Zusammenhänge vor Augen führen:
Globale Zusammenhänge: Wird Wald abgeholzt, verdunstet weniger Wasser, d.h. es wird der Atmosphäre vorenthalten. Enthält die Atmosphäre weniger Wasser, kann anderenorts kein Niederschlag fallen. Wird gleichzeitig mehr Grundwasser entnommen, als neu gebildet wird , beschleunigt beides, die geringeren Niederschläge (Grundwasserneubildung) und die erhöhte Entnahme den Teufelskreislauf, der das Süsswasserreservoir, das uns auf unserem Planeten zu Verfügung steht, immer rasanter schrumpfen lässt. Der fast zynische (wenn nicht erschreckend kurzsichtige) Kommentar des Landesumweltamtes gegenüber der Märkischen Oderzeitung dazu lautet: „Da auf dem jetzigen Tesla-Gelände kein Wald mehr für Verdunstung sorge, sondern Regenwasser von der versiegelten Fläche ins Grundwasser laufe, erhöhe sich die Grundwasserneubildung gegenüber dem Ausgangszustand sogar“
Lokale Zusammenhänge: Werden im Hohenbinder Brunnen künftig anstelle der bisherigen 2,190 Mio m3 p.a. 5,037 m3 p.a. entnommen, weitet sich dessen unterirdisches Einzugsgebiet aus. Wasser strömt damit sowohl von der mit Schadstoffen belasteten Spree als auch von der Autobahn und dem Tesla-Betriebsgelände nach. Man darf fragen, was es für die Qualität des bisher ausgezeichneten Hohenbinder Wassers künftig bedeutet, wenn es bei Tesla schon jetzt viermal gebrannt hat, wenn die Regenversickerung auf dem Gelände noch immer unkontrolliert und hochriskant abläuft, wenn in einem Aussenlager im schon jetzigen, nicht erweiterten, Wasserschutzgebiet hochgiftiges Pulver austreten konnte? Bisher gehen die primär am Hier und Heute interessierten Zuständigen davon aus, dass derartige Schadstoffaustritte sich wegen der langsamen Fliessgeschwindigkeit in Hohenbinde erst nach 10-15 Jahren bemerkbar machen und dass die „Pufferkräfte der Natur“ das Leck im Wasserhaushalt, das sie rücksichtslos reissen, schon wieder schliessen werden. Eine Verdopplung der Wasserentnahme in Hohenbinde führt jedoch nicht nur zu einer Vergrösserung des Einzugsgebietes, sondern auch zu einer Beschleunigung der Fliessrate. Die extreme Trockenheit und übergrosse Hitze der letzten Jahre lassen die „Pufferkräfte der Natur“ schwinden. Die durch rücksichtsloses Verhalten erzeugten Schäden werden sich somit so schnell einstellen, dass wir alle noch „etwas davon haben“ werden. Die Verantwortlichen in Politik und Behörden können sich also schon einmal Antworten zurecht legen, wenn wir sie dann um Stellungnahmen bitten werden.
Titelbild: Probebohrungen in Hohenbinde
Fotos unten: erneute 70 ha Entwaldung auf Teslagelände
Der gesamte Artikel der MOZ vom 08.11.2022 ist zu finden, wenn man folgenden link in seine Suchmaschine eingibt (kostenpflichtig):
https://www.moz.de/lokales/erkner/wasser-in-erkner-zwischen-tesla-gigafactory-und-der-stadt-erkner-soll-mehr-trinkwasser-gefoerdert-werden-67003571.htlm
Die Wassertafel hakt nach!
Am 25.08.2022 überreichte die Wassertafel Berlin-Brandenburg anlässlich einer Begehung des Teslageländes leitenden Teslamitarbeitern einen Offenen Brief (siehe unten). Da wir auf diesen Brief von Tesla bisher keine Antwort erhalten haben, hakten wir heute, nach knapp einem Viertel Jahr, bei der Mitarbeiterin Teslas für Öffentlichkeitsarbeit Frau Mehnert nach:
Sehr geehrte Frau Mehnert,
am 25.08.2022 hatten wir, die Wassertafel Berlin-Brandenburg (www.wassertafel.org), zusammen mit Vertretern anderer Bürgerinitiativen und von Naturschutzverbänden die Gelegenheit, den Aussenbereich des Tesla-Geländes zu betreten, zu inspizieren und Tesla-Mitarbeitern Fragen zu stellen. Da uns klar war, dass es bei einem ca 2-stündigen Treffen nicht möglich sein würde, auch nur annähernd eine Antwort auf die komplexen Fragen und Forderungen zu erhalten, die die Wassertafel Berlin-Brandenburg Tesla gegenüber hat, überreichten wir Ihrer Kollegin Frau Sperber, die hauptsächlich die Erläuterungen gab und Herrn Alexander Riederer als prominentem Teslavertreter einen offenen Brief (siehe Anhang). Auf diesen Brief erhielten wir bisher keine Antwort.
Frau Sperber erwähnte bei dem Treffen, dass Tesla auf dem Gelände 25 eigene Messstellen eingerichtet hätte. Zusätzlich zu den in unserem offenen Brief formulierten Fragen interessiert uns daher, um was für Messstellen es sich hier handelt. Welche Messdaten werden erhoben? Wie funktionieren die Messstellen? Wo auf dem Gelände sind sie verteilt und wie tief in den Untergrund reichen sie? Wie oft wird gemessen?
Da wir uns in der komfortablen Lage befinden, in unserer Gruppe auf die Auswertung derartiger Messdaten spezialisierte Geohydrologen zu haben und zudem auf die Hilfe einiger weiterer Spezialisten bundesweit zurückgreifen können, wäre es für uns sehr hilfreich, wenn wir hierzu nähere Kenntnis erhielten und möglichst auch Messdaten zur Verfügung gestellt bekämen. Wenn Tesla davon überzeugt ist, unserem Grundwasser keinen Schaden zuzufügen, müsste es im Interesse der Firma liegen, auch Kritiker der Ansiedlung einer Auto- und Batteriefabrik in einem Wasserschutzgebiet davon zu überzeugen.
In der Hoffnung auf baldige und aufschlussreiche Antworten, Dr. Heidemarie Schroeder, Wassertafel Berlin-Brandenburg.
Die Wassertafel stellt sich Fragen von Journalisten
Seit ihrer Gründung wird die Wassertafel Berlin-Brandenburg von Journalisten des In- und Auslandes befragt, wieso sie in Tesla einen Gefährder für das Trinkwasser der Berliner und Brandenburger sieht. Wir klären dann darüber auf, mit welch hochtoxischen Stoffen in einer Batteriefabrik hantiert wird und wie stark diese das Grundwasser, welches sich nur sehr wenige Meter unter dem Werksgelände befindet, schädigen können. Zudem weisen wir darauf hin, dass Tesla die starken Wassermangelprobleme, die unsere Region kennzeichnen, verschärfen wird.
Heute, am 26.10.2022, waren wir mit einer Dokumentarfotografin, die u.a. für das National Public Radio*** arbeitet, im Naturschutzgebiet Löcknitztal, welches sich in unmittelbarer Nachbarschaft Teslas befindet. Das Löcknitztal bietet eine für den Nordosten Deutschlands einmalige Landschaft und stand schon vor der Wiedervereinigung Deutschlands unter strengem Naturschutz. Wir zeigten der Fotografin die gefährdeten Sümpfe und Moore und machten sie auf Bäume, besonders Birken, aufmerksam, die schon heute wegen der anhaltenden Trockenheit abgestorben sind.
*** Die Sendung des National Public Radio, welches in den USA bekannt und geschätzt ist, ist im Internet abzurufen unter: https://www.npr.org/2022/11/03/1131695382/tesla-ev-electric-vehicles-europe-germany-drought-climate-change-factory
Die Wassertafel unterstützt Oderaktivisten
In einer Pressemitteilung vom 12.09.2022 (IGB Policy Brief) zog das Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei relativ rasch die Lehren aus der Oderkatastrophe. Die Empfehlung, wie deren Wiederholung in neuen heissen Sommern mit erneutem Niedrigwasser verhindert werden könnte, lautete: Belastungsfaktoren reduzieren, flussbauliche Massnahmen beenden. Schaut man, ob diese Massnahmen durch die Politiker auf polnischer und deutscher Seite umgesetzt werden, ist man entsetzt: Weder soll der Ausbau der Oder gestoppt werden, noch die Grenzwerte für den Eintrag von Salzfrachten und anderen Schadstoffen verringert werden. Stattdessen wird von polnischer Seite Polemik gegen Deutschland, die EU überhaupt und auch gegen Tschechien (Beschuldigung als Einleiter) betrieben und eine Vergiftung der Algen angedacht. Die deutsche Seite hält sich aus diplomatischen Gründen mit Forderungen oder Anschuldigungen zurück. Folgerichtig lassen die Umweltaktivisten auf polnischer und deutscher Seite nicht in ihrem Bemühen nach, die Empfehlungen des IGB durchzusetzen. Zwischen ihnen gibt es auch keine Streitigkeiten, sondern nur ein gemeinsames Interesse: Die Rettung der Oder, die zwischen ihnen kein Grenzfluss ist.