Die Wassertafel macht mit: Am 09.12.2023 Aktion zum Schutz von 150 ha Wald in Fangschleuse
Tesla-Den-Hahn-Abdrehn: Symbolische Aktion zum Schutz unseres Waldes vor der Gier Teslas am 09.12.2023 um 11:00 Uhr in Fangschleuse. Start: 11:00 Uhr ab Bahnhof Fangschleuse (RE1)
Während auf dem gigantischen bisherigen Teslagelände erneut Wald gerodet wird, um Werkshallen für die geplante Produktionserweiterung errichten zu können, findet damit der Raubbau am Grünheider Wald keineswegs ein Ende. Mit dem B-Plan 60, der auf den Weg gebracht wurde, sollen weitere 140 – 150 ha Wald, z.T. in Umwandlung zum Mischwald befindlich und Heimstatt geschützter Arten, gefällt werden. Die Dachorganisation „Tesla-Den-Hahn-Abdrehn“, der verschiedenste Naturschutzverbände und Bürgerinitiativen, darunter auch die Wassertafel Berlin-Brandenburg, angehören, sagt: Es reicht! Am 09. Dezember werden wir mit einem blauen Band, welches unser gefährdetes Trinkwasser symbolisieren soll, dieses Areal umspannen um zu zeigen, daß wir es schützen wollen. Wir fordern alle Menschen, die es wie wir falsch finden, Wald für E-SUVs zu opfern und unser Trinkwasser durch weitere Produktionsstätten im Wasserschutzgebiet zu gefährden auf, uns zu unterstützen.
Mehr Informationen:
Negative Stellungnahme des Wasserverbandes Strausberg-Erkner zum B-Plan 60 = weiteres Opfer von mehr als 100 ha Wald für Tesla (Auszüge aus der Stellungnahme)
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir müssen Ihnen mitteilen, dass der WSE dem vorbenannten Bebauungsplan und der damit verbundenen 6. Änderung des FNP nicht zustimmen kann.
Die beabsichtigte Änderung des Flächennutzungsplans der Gemeinde Grünheide (Mark) … verstoßen gegen die seit dem 21. März 2019 gültigen Verordnung zur Festsetzung des Wasserschutzgebietes für das Wasserwerk Erkner, Wasserfassungen Neu Zittauer und Hohenbinder Straße, im speziellen gegen § 3 Schutz der Zone III B, in dem unter Abs. 56 die Neuausweisung oder Erweiterung von Industriegebieten ausgeschlossen wird sowie § 4 Schutz der Zone III A, in dem unter Abs. 15 die Festsetzung von neuen Baugebieten im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung verboten sind.
Als Begünstigter der Verordnung zur Festsetzung des Wasserschutzgebietes für das Wasserwerk Erkner lehnen wir die baurechtliche Änderung bzw. Aufstellung ab.
Zudem sind wir aufgrund der durch das Land Brandenburg begrenzten genehmigten Wasserentnahmemengen, die wir bereits ausgeschöpft haben, nicht mehr in der Lage, weitere Baugebiete mit Trinkwasser zu versorgen.
Des Weiteren ist der WSE hinsichtlich der Schmutzwasserentsorgung an die Kläranlage Münchehofe der Berliner Wasserbetriebe gebunden und dort mit vertraglich vereinbarten Einleitmengen limitiert. Diese festgelegte Kapazitätsgrenze der Tages- und Jahresmengen ist ebenfalls erreicht, so dass seitens des WSE keine zusätzlichen Schmutzwassermengen fach- und sachgerecht entsorgt werden können.
Für Rückfragen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Verbandsvorsteher , Technische Leiterin
Die Wassertafel Berlin-Brandenburg zum zweiten Mal beim MaulbärKLIPP
Die Wassertafel Berlin-Brandeburg das zweite Mal zu Gast beim Maulbär-KLIPP.
Der Maulbär ist ein Kulturmagazin des Berliner Südostens. Mit dem Maulbär-KLIPP wurde ein youtube-Kanal geschaffen, in dem aktuelle kulturelle und politische Themen der Region präsentiert werden. Ich (Heidemarie Schroeder) durfte als Vertreterin unserer Wassertafel im Oktober das zweite Mal zu den Wasserthemen der Region Stellung nehmen und habe festgestellt, dass die Männer und Frauen dort fachlich sehr viel fundiertere Fragen stellen als die Vertreter mancher grosser Medienhäuser. Das letzte Gespräch nahm den Abwahlversuch der Spitze des Wasserverbandes zum Ausgangspunkt, um in die Wasserprobleme unserer Region und darüber hinaus zu beleuchten. Zum Anschauen des Interviews bitte hier klicken.
Die Wassertafel Berlin-Brandenburg stellt sich gern Fragen von Presse, Radio und Fernsehen. Anfang Juni trafen wir uns mit den Redakteuren des Kultur- und Politmagazins „Maulbär“ am Wasserwerk Eggersdorf zu einem Gespräch. Um die dortige Mehrförderung von Trinkwasser, die im Zusammenhang mit der Teslaansiedlung genehmigt wurde, wird von Naturschutzverbänden vor Gericht gestritten. Die Wassertafel sagt: Die Ansiedlung von Grossindustrie wie Tesla in Grünheide führt zu einer Zuspitzung der Wasserprobleme, die in der Region ohnehin schon bestehen. Man kann vorhersagen, dass das Umweltamt jede Art von Wassermehrförderung für die Gigafactory (und weitere Industrie) genehmigen wird. Die Anwohner der Region bezahlen diesen Raubbau am Wasser jedoch nicht nur mit höheren Wasserpreisen oder einer Rationierung ihres Trinkwassers, sondern auch mit verlandenden Seen, absterbenden Wäldern und einem Verlust des gesamten Reichtums der Natur, der sie bisher umgab. Sie sollten sich fragen, ob ihnen der Wohlstand, den die Gigafactory bringen soll, diesen Verlust wert ist und ob bei Tesla selbst sparsam und sorgfältig mit dem „hohen Gut“ Wasser umgegangen wird. Antragsunterlagen von 19.000 Seiten kann kein Anwohner auswerten – eine immer weiterer Wassergefährdung und Naturzerstörung muss dennoch niemand hinnehmen.
Zum Anschauen des Interviews des „Maulbär-KLIPP“ hier klicken.
Beitragsfoto: Das Team vom Maulbären am 08.06.2023 in Eggersdorf
Die Wassertafel und der Wasserverband Strausberg - Erkner
Aktualisierung am 27.09.2023: Der Abwahlantrag einiger Bürgermeister im Versorgungsgebiet des Wasserverbandes Strausberg-Erkner gegen den Verbandsvorstand ist auf der Verbandsversammlung am 27.09.2023 gescheitert. Zuvor hatte sich die Belegschaft des WSE geschlossen hinter ihre Chefs gestellt und erfolgte in der Region eine beeindruckende Anteilnahme der Bevölkerung und Berichterstattung in den Medien. Hier die Pressemitteilung der Wassertafel Berlin-Brandenburg zu diesem Etappensieg der Vernunft.
Aktualisierung am 14.08.2023: Wie aus der Märkischen Oderzeitung zu erfahren ist (13.08. und 14.08.) sollen die Wasserprobleme, die sich in der Region durch die falsche Standortwahl für die Ansiedlung von Grossindustrie zugespitzt haben, durch die Abwahl des Chefs des Wasserverbandes Strausberg-Erkner „gelöst“ werden. Dieser Chef, André Bähler, ist der einzige, der immer wieder öffentlich auf die grossen Probleme aufmerksam macht, die durch den Wasserverbrauch und den Anfall von Abwässern im „Giga-Maßstab“ auf uns zurollen. Leider jedoch lassen sich die Probleme selbst nicht „abwählen“. Die Konsequenzen werden wir alle und wird unsere Umwelt zu spüren bekommen. Hiervor warnen wir als Wassertafel wie auch vor den negativen Folgen für unsere Demokratie. Gleichzeitig danken wir André Bähler, der unfreiwillig zum Helden geworden ist. Unsere Demokratie braucht mehr solche Menschen, die in ihrem Verantwortungsbereich heldenhaft agieren.
Vorgeschichte: Am 07.09.2022 stattete die Wassertafel Berlin-Brandenburg dem Wasserverband Strausberg-Erkner einen Besuch ab, bei welchem wir die Vernutzung und Gefährdung unseres Wassers durch Grossindustrie am Beispiel Teslas thematisierten. Auch wenn uns klar war und ist, dass die Adressaten fast all unserer Fragen das Umweltministerium MLUK sowie das Landesamt für Umwelt LfU wären, baten wir um dieses Gespräch, weil der WSE sowohl über exzellente hydrologische Fachkenntnisse verfügt, als auch derjenige ist, der die Wasserprobleme letztendlich zu lösen hat, die Politik und Behörden im Zusammenhang mit der Teslaansiedlung generiert haben. Zudem wissen wir aus leidvoller Erfahrung, dass wir Ministerium und Behörden zwar all unsere Fragen stellen können, jedoch nur Antworten erhalten, die entweder auf fachliche Inkompetenz oder absichtliche Desinformation schliessen lassen.
Aus dem Gespräch mit dem Verbandsvorstand zogen wir die folgenden Erkenntnisse:
Wenn der WSE auch einen limitierten Wasserversorgungsvertrag mit Tesla geschlossen hat und privaten Neukunden (ab 2025 auch Altkunden) nur begrenzte Wassermengen zur Verfügung stellen will, stellt seine infolge des Klimawandels schon in der Vergangenheit verstärkte Nicht-Nachhaltigkeit der Wasserförderung einen Fakt dar. Besonders in seinen nördlichen Wasserwerken überschreitet die Wasserförderung die Grundwasserneubildung seit Jahren um das 3-4-fache. Die deutlich sichtbare Folge der Überforderung der Natur sind absterbende Wälder sowie austrocknende Seen und Flüsse.
Gleiche Sorge wie die Wasserknappheit erzeugen in unserer Wassertafel die Aussagen des WSE-Vorstandes zur Abwasserentsorgung. Das von ihm favorisierte Modell sieht ein neues Klärwerk mit einer Ableitung des Abwassers in die Müggelspree und den Müggelsee vor. Es ist unstrittig, dass selbst ein hochmodernes Klärwerk, wie es sich der WSE durch das Land finanziert wünscht, Schadstoffe in Spree und Müggelsee einleiten würde. Nicht nur lässt hier aufmerken, dass Tesla sich in sein firmenübliches Schweigen hüllt, was spezielle Auskünfte zu Schadstoffen betrifft (z.B. Benzotriazol), sondern muss mit höchster Sorge erfüllen, dass die Berliner Wasserwerke einen Grossteil ihres Trinkwassers für den Ostteil der Stadt aus Spree und Müggelsee gewinnen.
Die Wassertafel Berlin-Brandenburg betont: Trinkwasser seitens des Umweltministeriums als ein „übliches Produktionsmittel“ anzusehen, mit welchem der Wasserverband Strausberg – Erkner Tesla samt weiterer Ausbaustufen und Folgeindustrie auszustatten habe, ist eine Betrachtungsweise, die die Wasserknappheit nicht lösen sondern verschärfen wird. Der WSE wird -wie bei knappen Gütern üblich- über den Preis versuchen, der Problematik Wasser/Abwasser Herr zu werden. Forcierte er die Wasserförderung aufgrund des politischen Drucks weiter, würde er letztendlich den Ast absägen, auf dem er sitzt. Trinkwasser lässt sich nicht unendlich „produzieren“ und Reinwasserspeicher nicht unendlich verunreinigen, ohne dass Quantität und Qualität des Trinkwassers der Berliner und Brandenburger Bevölkerung massiv beeinträchtigt würden.
Die Wassertafel nimmt an Veranstaltung in Erkner teil
Am 16.09.2023 kamen in Erkner auf dem Kirchplatz Umweltgruppen aus Berlin, Brandenburg und auch Lateinamerika zusammen, um auf die Folgen für die Umwelt aufzuklären, die eine immer weitere Ausdehnung der Gigafactory hätte. Weil das Wasser hierbei eine zentrale Rolle spielt, war das Motto „TESLA DEN HAHN ABDREHEN“ und war auch die Wassertafel Berlin-Brandenburg dabei.
Die Wassertafel nimmt an Begehung des Teslageländes teil
Update zum 11.09.2023:
Auf Anfrage der Naturschutzverbände Grüne Liga und NaBu hat sich Tesla bereit erklärt, deren Vertretern und auch denen der Bürgerinitiative Grünheide und der Wassertafel Berlin-Brandenburg ihre Prozesswasserrecycling-Anlage zu erklären und zu demonstrieren. Wir sahen denn auch eine moderne Wasserwiederaufbereitungsanlage für Industrieabwässer. Die Wassertafel Berlin-Brandenburg stellt fest: ohne den permanenten Druck, den die Bürgerinitiativen und die Naturschutzverbände ausgeübt haben und der in den Medien sein Echo fand, hätte Tesla das Thema Kreislaufwirtschaft wahrscheinlich nicht priorisiert. Wir begrüßen dies, stellen aber fest: 1. Der Standort der Gigafactory im Wasserschutzgebiet generiert eine Vielzahl von Problemen und bleibt falsch. Eine zweite Ausbaustufe lehnen wir folglich ab. 2. Eine Aufbereitung der sanitären und anderer Abwässer, die durch die bisher ca. 10.000 und in Zukunft bis zu 40.000 Mitarbeiter entstehen, steht aus. 3. Wir hätten uns die Beteiligung spezialisierter von uns benannter Wissenschaftler gewünscht, die das Gesehene besser hätten einschätzen können und entsprechende Fragen hätten stellen können. Deren Einschätzungen hätten in unsere Einwendungen einfliessen können, was bei einem separaten, späteren „Expertentermin“ nicht möglich sein wird. Dieser versprochene Expertentermin steht noch aus – wir werden am Ball bleiben.
Die BI Grünheide stellte bei dem Termin abschliessend klar, daß die Interessenlage Teslas und der BIs immer gegensätzlich sein wird, daß wir es aber anerkennen, wenn Tesla Schritte zum Schutz der Umwelt -hier des Wassers- unternimmt und dies auch permanent weiter einfordern werden.
Das Beitragsfoto zeigt die Teilnehmer der Begehung vom 22.08.2022
Vorgeschichte:
Zum 25.08.2022 hatte Tesla verschiedene Initiativen, darunter auch die schärfsten Kritiker einer Ansiedlung der Gigafactory in Freienbrink, zu einer Begehung des Geländes eingeladen. Aktueller Auslöser dieses Angebots, das Kritikern erstmalig die Gelegenheit gab das Gelände zu betreten, waren Berichte in der Presse zu Fragen, die zur Feuchthaltung der Bauwege und Strassen im Baugelände und zur Regenwasserversickerung aufkamen.
Es wurde viel über sehr Spezielles gesprochen: über Löschwasserrückhaltebecken, Sedimentationsbecken, Regenwasserversickerungskonzepte u.a.m.. Anwesende Wissenschaftler der TU Berlin, anderer Institutionen und auch Geohydrologen und Ökologen der Vereine und Bürgerinitiativen nutzten die Gelegenheit, kritische Fragen zu stellen. Es wurde klar, dass Tesla im Detail bereit ist, Verbesserungsvorschläge umzusetzen oder auch die Kommunikation nach Aussen zu verbessern, dass sie sich aber absolut nicht des Gefährdungspotentials bewusst sind, welches sie durch das Bauen im Wasserschutzgebiet oder durch die Einleitung von Abwässern in die Spree für das Trinkwasser der Berliner und der Brandenburger darstellen. Grosse Störfälle***, denen gegenüber sie als nicht genügend gewappnet erscheinen, oder Beeinträchtigungen der naheliegenden Wasserfassung Hohenbinde, werden sich auch erst im Laufe von Jahrzehnten einstellen oder bemerkbar machen – Tesla jedoch denkt an den Profit von heute und von morgen.
Die Wassertafel Berlin-Brandenburg nutzte die Gelegenheit, um ihre zu Tesla diametral entgegengesetzte Herangehensweise an die Problematik darzulegen und um an Teslavertreter einen allgemeineren Fragen- und Forderungskatalog als Offenen Brief zu überreichen. Die Antworten des Unternehmens stehen noch aus.
*** Der Brand bei Tesla am 26.09.2022 (Foto Sven Schuster) belegt das fehlende Bewusstsein Teslas für seinen Standort im Wasserschutzgebiet und die ungenügende Vorbereitung auf Störfälle.
Konferenz der Wassertafel im HdDM
Am 07.09.2023 führte die Wassertafel Berlin-Brandenburg eine Konferenz im Haus der Demokratie und Menschenrechte durch. Das Thema war, wie wir mit immer knapper werdenden Ressourcen -so auch dem Wasser- in Zukunft haushalten und wie wir diese gerecht verteilen wollen. Den zentralen Vortag hielt Bruno Kern, Autor des Buches „Das Märchen vom Grünen Kapitalismus“. Er stellte dar, dass ein unablässiges Wirtschaftswachstum mit dem Erhalt unserer Umwelt schlichtweg unvereinbar ist. Erwin Nolde, Umweltingenieur und Unternehmer (Innovative Wasserkonzepte GmbH) gab ein Beispiel, wie sorgsamer Umgang mit Trinkwasser möglich ist, aber von Behörden ausgebremst wird. Heidemarie Schroeder (Bürgerinitiative Grünheide) schilderte am Beispiel Teslas, wie Wasserverschwendung und Wassergefährdung von Behörden eben gerade nicht verhindert werden, wenn es um industrielles Wachstum geht.
Die Wassertafel übt Solidarität
Anlässlich der Werkseröffnung Teslas im vergangenen Jahr protestierten Aktive mit einer Abseilaktion über der Autobahn. Diesen Menschen wird nun am 17.08.23 vor dem Fürstenwalder Amtsgericht der Prozess gemacht. Die Wassertafel stellt klar: Wenn Betroffene in Grünheide keinerlei Einfluss auf die Zerstörung ihrer Umwelt haben und gleichzeitig Klimaaktivisten kriminalisiert werden, nimmt nicht nur unsere Umwelt sondern auch unsere Demokratie Schaden. Wenn Wirtschaftswachstum mit Umweltzerstörung erkauft wird, müssen die dafür Verantwortlichen vor Gericht, nicht die, die sich für den Erhalt ihrer Lebensgrundlagen einsetzen. Wir laden all unsere Mitstreiterinnen und Sympathisanten ein, am 17.08.2023 um 09:30 unterstützend vor dem Fürstenwalder Amtsgericht zu erscheinen oder auf andere Art zu zeigen, was hier schiefläuft!
Die Wassertafel unterstützt Oderaktivisten
Aktuelle Situation in der Oder im Juni 2023: Mit den anhaltend warmen Temperaturen und den geringen Niederschlagsmengen sind momentan zwei der Bedingungen eingetreten, die im vergangenen Jahr zu der Umweltkatastrophe in der Oder geführt haben. Kausale Maßnahmen, die die Oder widerstandsfähiger machen könnten, sind bislang von keiner Seite ergriffen worden. In der Berliner Zeitung vom 19.06.2023 (zum Lesen der Online-Ausgabe hier klicken) hat die Wassertafel Berlin-Brandenburg dazu Stellung genommen.
Beiträge 2022:
In einer Pressemitteilung vom 12.09.2022 (IGB Policy Brief) zog das Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei relativ rasch die Lehren aus der Oderkatastrophe. Die Empfehlung, wie deren Wiederholung in neuen heissen Sommern mit erneutem Niedrigwasser verhindert werden könnte, lautete: Belastungsfaktoren reduzieren, flussbauliche Massnahmen beenden. Schaut man, ob diese Massnahmen durch die Politiker auf polnischer und deutscher Seite umgesetzt werden, ist man entsetzt: Weder soll der Ausbau der Oder gestoppt werden, noch die Grenzwerte für den Eintrag von Salzfrachten und anderen Schadstoffen verringert werden. Stattdessen wird von polnischer Seite Polemik gegen Deutschland, die EU überhaupt und auch gegen Tschechien (Beschuldigung als Einleiter) betrieben und eine Vergiftung der Algen angedacht. Die deutsche Seite hält sich aus diplomatischen Gründen mit Forderungen oder Anschuldigungen zurück. Folgerichtig lassen die Umweltaktivisten auf polnischer und deutscher Seite nicht in ihrem Bemühen nach, die Empfehlungen des IGB durchzusetzen. Zwischen ihnen gibt es auch keine Streitigkeiten, sondern nur ein gemeinsames Interesse: Die Rettung der Oder, die zwischen ihnen kein Grenzfluss ist.
Wassertafel Berlin-Brandenburg und Berliner Wassertisch bei Umweltfestival
Am 04.06.2023 fand am Brandenburger Tor in Berlin das Umweltfestival statt. Unsere Bürgerinitiative „Wassertafel Berlin-Brandenburg“ nutzte die Gelegenheit, der Bundesumweltministerin gemeinsam mit dem Verein „Berliner Wassertisch“ ein Schreiben zu überreichen, in dem wir unsere dringendsten Anliegen schildern (siehe unten). Wir erleben Frau Steffi Lemke als sehr engagierte Umweltministerin. Unser Anliegen, Gemeinwohl und Naturschutz vor Profitinteressen zu stellen, wird in ihr eine Verteidigerin finden.
Beitragsfoto: Unser Stand beim Umweltfestival am Brandenburger Tor
Berliner Wassertisch e.V.
c/o Gerlinde Schermer • Kleineweg 153 • 12101 Berlin
Frau
Steffi Lemke Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz |
Kleineweg 153
12101 Berlin schermer@berlin.de |
|
Berlin, den 04.06.23 | ||
Bitte bei Antwort stets angeben!
www.wassertafel.org |
Sehr geehrte Frau Umweltministerin,
wir sind froh, in Ihnen eine engagierte Verteidigerin von Natur und Umwelt zu haben und deshalb schreiben wir Ihnen.
Wir haben als Berliner Wassertisch mit dem ersten erfolgreichen Volksentscheid in Berlin für die Rekommunalisierung der Berliner Wasserverorgung gekämpft. Unsere Sorge ist die gemeinwohlorientierte Wasserver- und Entsorgung in Berlin. Auch unsere Inititiative „Regenwasser zum Baum“ erreichte viele Aktive in der Stadt Berlin und der Verwaltung.
Die Umstellung von Wasserpreisen auf Wassergebühren in Berlin ab 1.1.2022 ermöglicht es den Gemeinwohlgedanken zu verfolgen. Wir erwarten uns Unterstützung bei der Idee „Wasser bezahlt Wasser“. Eine Renditeorientierte Wasserpolitik, wie sie in Berlin seit Jahren üblich ist, lehnen wir ab. Die Kontrolle bei Gebühren liegen im Land Berlin und ab 2022 nicht mehr beim Bundeskartellamt, wir erhoffen uns hier Transparenz- Initiativen seitens der Grünen bezüglich der Kalkulationsgrundlagen.
Mit dem Standort Grünheide/Freienbrink wurde im Berliner Südosten eine der trockensten Gegenden als Standort für die Tesla-Gigafabrik gewählt. Probleme mit der Wasserversorgung zeigen sich schon jetzt. Die künftige Ableitung der Abwässer ist hochproblematisch (Spree und Müggelsee dienen der Berliner Trinkwassergewinnung). Wir sehen das Grundwasser gefährdet, da das Tesla-Areal Wasserschutzgebiet ist, die Schutzmassnahmen keineswegs optimal sind und die Kontrollen anzuzweifeln. Dass hunderte Hektar Wald gerodet werden und geschützte Arten vernichtet, macht Tesla-SUVs nicht klimafreundlicher. Die zweite Ausbaustufe der Fabrik läuft an, die Probleme werden sich damit verschärfen.
Wir wissen, dass Wasser Ländersache ist. Da das Landesumweltamt aber nur die juristische Seite des Verfahrens zu interessieren scheint, bitten wir Sie als Bundesumweltministerin: kämpfen Sie bitte dafür, dass der Wirtschaft, dass der Automobilindustrie, nicht unsere Wälder, Flüsse, Seen, Lebensräume und nicht unser Trinkwasser zum Opfer fallen.
Mit sehr freundlichen Grüssen
Gerlinde Schermer, Berliner Wassertisch e.V.
Heidemarie Schroeder, Wassertafel Berlin-Brandenburg (www.wassertafel.org).
Die Wassertafel fragt: was bedeutet Teslas zweite Ausbaustufe für das Wasser?
Seitdem bekannt wurde, dass Elon Musk im Berliner Südosten eine Tesla-Gigafactory errichten wird, beherrscht ein Thema die Diskussion: das Wasser. Der ehemalige Standort des Logistikzentrums der Staatssicherheit der DDR befindet sich in einem Wasserschutzgebiet, die Region zählt zu den wasserärmsten Deutschlands und durch potentielle Industrieabwässer ist der nahe Müggelsee und damit das grösste Wasserreservoir Berlins in Gefahr. Die Wassertafel Berlin-Brandenburg schaute also von Anbeginn sehr genau darauf, was in Grünheide mit dem Wasser passiert.
Vor drei Monaten, also ein Jahr nach Produktionsbeginn, stellte Tesla den Antrag, seine Produktionskapazitäten verdoppeln zu dürfen, was vermehrten Trinkwasserverbrauch und erhöhten Anfall trinkwasserrelevanter Schadstoffe bedeutet. Die Wassertafel befürchtet, dass Teslas simultane Ankündigung, „weitgehendes“ Wasserrecycling einführen zu wollen, nicht mehr als eine Publicitystrategie ist. Die Suche Teslas nach bisher ungenutzten Trinkwasservorkommen (Hangelsberg), die Herabstufung des Gefährdungsgrades von Produktionsmitteln und der Ausschluss aller unabhängigen Beobachter (auch des Wasserverbandes Strausberg-Erkner) von Grundwasserkontrollen lässt alle Alarmglocken der Wassertafel schrillen.
Der Wassertafel liegen vier Jahrzehnte alte Unterlagen der Volkswagenwerke in Wolfsburg vor, die deren Kreislaufwirtschaft beschreiben. Wir erwarten, dass das jetzige Vorhaben Teslas die 40 Jahre alten Standards der Volkswagenwerke zumindest erreicht, wenn nicht übertrifft. Unsere Nachfrage beim Landesumweltamt zum angekündigten Wasserrecycling Teslas brachte nur den Verweis auf die noch ausstehende Öffentlichkeitsbeteiligung sowie hohe Kosten, die eine vorzeitige Einsicht in die Antragsunterlagen nach sich ziehen würde. Die Bauaktivitäten auf dem Teslagelände betrachtend befürchtet die Wassertafel, dass die Produktion hochgefahren sein wird, bevor die Öffentlichkeit erfährt, 1. wieviel mehr Trinkwasser Tesla (im Rahmen seiner genehmigten 1.8 Mio m3) benötigen wird, 2. welcher Anteil davon recycelt werden wird, 3. wie mit dem Mehr an anfallenden trinkwassergefährdenden Schadstoffen umgegangen werden wird, und 4. wo das zusätzlich anfallende Abwasser bleiben wird.
Beitragsfoto: Erneuter Kahlschlag in Grünheide für Teslas zweite Ausbaustufe
Ein Beispiel für die Probleme, die das überschnelle und primär auf juristische Unanfechtbarkeit bedachte Tesla-Genehmigungsverfahren des Umweltamtes mit sich gebracht hat, ist der Streit um eine Mehrförderung von Trinkwasser im Wasserwerk Eggersdorf. Naturschutzverbände sehen grosse Nachteile für benachbarte Naturschutzgebiete und durch die unterlassene Umweltverträglichkeitsprüfung einen Hebel, um zu klagen. Der Wasserverband Strausberg-Erkner, der letztlich schauen muss, wo er das benötigte Wasser herbekommt, verliess zum zweiten Mal einen Erörterungstermin (siehe Pressemitteilung vom 31.05.2023).
Hielt sich die Presse bisher extrem zurück, wenn es um die Nennung Teslas im Zusammenhang mit zunehmenden Wasserproblemen in Berlin-Brandenburg ging, ändert sich dies angesichts der unübersehbaren Faktenlage so langsam. Hier die Aussage von Daniela Jacobs, Direktorin des Hamburger Climate Service Center, bei einem Interview mit dem Tagesspiegel am 07.06.2023 zur zunehmenden Dürre in Europa, in Deutschland und hier ganz besonders in Berlin und Brandenburg:
„Und wenn ich einen sehr großen industriellen Nutzer wie zum Beispiel Tesla in Brandenburg habe, der große Mengen auch aus dem Grundwasser herauszieht, braucht es ein sogenanntes Vorsorgeprinzip. Denn ab einem bestimmten kritischen Wert müssen manche Dinge einfach verboten werden.“
Derartige Aussagen wurden bisher im „Tagesspiegel“ nicht zitiert, weil nicht sein kann, was nicht sein darf 😉 .